Leichtathletik Der Ultra-Oldie

Leichtathletik · Horstwerner Back ist am Sonntag mit 74 Jahren der älteste Teilnehmer auf der Ultra-Distanz beim 12. Röntgenlauf. Der Dauer-Renner will eine Kamera mitnehmen, um sich für sein zweites Hobby, die Malerei, inspirieren zu lassen.

Mit 74 Jahren denken manche vielleicht noch ans Spazierengehen, andere womöglich schon an den Rollator. Horstwerner Back ist da in ganz anderen Kategorien unterwegs. Der gebürtige Kölner, der im Dezember seinen 75. Geburtstag feiert, freut sich auf den Röntgenlauf. Genauer: auf die 63,3 Kilometer lange Ultra-Distanz.

Zwar ist Back, der seit 35 Jahren mit seiner Familie in Seligenstadt (Landkreis Offenbach) lebt, damit der Titel des ältesten Ultra-Teilnehmers bereits sicher. Aber derlei Auszeichnungen, versichert er, seien für ihn nicht entscheidend. Vielmehr ist der Weg das Ziel: "Ich will vor allem ankommen."

So, wie es der gelernte Bankkaufmann in der Vergangenheit schon bei so vielen anderen Veranstaltungen getan hat. Er hat den Rennsteiglauf gemeistert, 24-Stunden-Läufe absolviert, die 100 Kilometer von Biel (2009; 13.16 Stunden) überstanden. 2011 trat er beim Churfranken-Lauf an, einem Etappenrennen aus dem Maintal hinauf in die Spessarthöhen. Nach 10.09 Stunden und rund 1800 Höhenmetern war Back im Ziel. Als 55. der Gesamtwertung.

In diesem Jahr knöpft er sich den Röntgen-Lauf vor. Von dem hat er erst zunächst durch den DLV-Laufkalender erfahren: "Ich suche mir immer eine Veranstaltung aus, bei der ich noch nicht am Start war." Sicher ist, dass Back die Ultra-Strecke nicht am Stück laufend bewältigen wird. Er hat seinen eigenen Stil, seinen eigenen Rhythmus, einen Wechsel zwischen sehr schnellem Gehen und Laufen. Das, verrät Back, habe er sich von lateinamerikanischen Indianerstämmen abgeguckt: "Ich bekomme schlecht Luft, aber dieser Rhythmus hilft mir, die Strecke zu bewältigen und trotzdem schnell unterwegs zu sein."

Dass ihr Mann sich im fortgeschrittenen Alter noch derart extreme Wettkämpfe aussucht, hält seine Frau Elsbeth mit einem Augenzwinkern für "etwas verrückt". Vielleicht erklärt sich die ausgedehnte Lauflust aber auch aus dem Umstand, dass Back ein Spätberufener ist. Erst mit 40 Jahren begann er das Laufen und schloss sich in Seligenstadt einer Sportgruppe an. Talent und Ehrgeiz zeigten schon bald Erfolge: Wenige Jahre später lief er beim Frankfurt-Marathon unter 2.40 Stunden ins Ziel. "Was er macht, macht er eben richtig", weiß seine Frau.

Und das gilt nicht nur für das Lauf-Hobby. Parallel ist Back auch Maler und in seiner Wahl-Heimat Mitglied einer regionalen Künstlervereinigung mit regelmäßigen Ausstellungen. Seine Gemälde sind vom Realismus geprägt, zeigen häufig auch Landschaften. Die Inspiration dafür holt sich Back auch beim Laufen.

Beim Röntgenlauf will er vielleicht sogar eine Kamera mitnehmen und interessante Motive zum späteren Nachmalen festhalten. Kann also sein, dass der Ultra-Oldie zwischendurch einige Mal haltmachen muss . . .

(RP/rl)
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