Glehner Heimatfreunde belebten mit dem Beiern vor 15 Jahren einen alten Brauch Generationswechsel: Jungschützen läuten morgen erstmals die Glocken

Glehn. Der von den Heimatfreunden Glehn vor 15 Jahren wieder belebte alte Brauch, an besonderen kirchlichen Feiertagen die Kirchenglocken zu beiern, wird trotz Generationswechsel der in Glehn bekannten Beiermänner in diesem Jahr fortgesetzt.

Glehn. Der von den Heimatfreunden Glehn vor 15 Jahren wieder belebte alte Brauch, an besonderen kirchlichen Feiertagen die Kirchenglocken zu beiern, wird trotz Generationswechsel der in Glehn bekannten Beiermänner in diesem Jahr fortgesetzt.

Während die alten Beiermänner - Friedrich Türks, Alwin Werner, Willi Müller, Hermann Esser und Hans-Peter Menzen - zum letzten Mal in den Kirchturm von St. Pankratius stiegen, bewies der Nachwuchs - Daniel Post, Markus Kremer, Franz-Georg Wenner, Christoph Lieske und Sascha Walkowiak (alle vom Schützen-Jägerzug "Allzeit bereit") -, dass er sich mit Begeisterung auf die Brauchtumspflege vorbereitet hat und zur Feierlichkeit des Weißen Sonntags beweisen wird, was ihnen die alten Beiermänner beigebracht haben.

Bei der gestrigen Zusammenkunft zum Generationswechsel in der Gaststätte Trauscheit nutzte Waltraut Delbeck als Vorsitzende der Glehner Heimatfreunde die Gelegenheit, die neuen Beierleute auf den historischen Hintergrund des "Beierns" aufmerksam zu machen. Das Wort "Beiern" wird aus dem mittel-niederländischen "Beiaerden" abgeleitet, welches bereits seit dem 13..Jahrhundert belegt ist.

Im ehemaligen Amt Liedberg somit auch in Glehn, wurde seit 1600 gebeiert. Die Tradition des Glockenbeierns stammt aus Zeiten, in denen das Geläut noch eine zentrale, ordnende Aufgabe im Menschenleben zukam - vom Morgen -, Mittags-, oder Abendgeläut bis zum Unwetter, zum Weltkrieg. Der Tod der Beiermänner, aber auch die Elektrifizierung des Geläuts ließen den alten Brauch in Vergessenheit geraten.

Vor 15 Jahren waren es dann die Glehner Heimatfreunde, die mit Unterstützung der Pfarre St..Pankratius im Korschenbroicher Stadtgebiet das frühere Spiel mit den Glocken wieder aufnahmen und alljährlich am Weißen Sonntag, zum Patronatsfest und am Fronleichnams-Festtag die Beierleute hoch im Glockenturm aktiv werden lässt. Um fachgerecht beiern zu können, sind musikalische Vorkenntnisse nicht vonnöten, wohl aber eine Menge Körperkraft.

Denn der Klöppel, mit dem die Glocke gebeiert wird, wiegt etwa vier bis sechs Zentner. Beiern erfordert demnach harmonische Teamarbeit. Im Gegensatz zum normalen Läuten, bei dem die Glocken hin und her schwingen, hängen die Glocken beim Beiern still, werden die Klöppel mit Hilfe von Seilen gegen den Glockenrand gezogen. Die Pankratius-Kirche hat fünf Bronzeglocken, von denen die vier großen als Hauptgeläut im großen Westturm installiert sind und den Beierleuten zum löblichen Tun zur Verfügung stehen.

Sie tragen die Namen "Dreifaltigkeits-Glocke", "Herz Jesu Glocke" "Catharinen-Glocke" und die aus dem Jahr 1665 stammende "Klepp-Glocke". Es versteht sich von selbst, dass die erfahrenen Beiermänner wie Hermann Esser, Friedrich Türks und Hans-Peter Menzen - um nur einige zu nennen - ihrem Nachwuchs bei der Premiere am morgigen Weißen Sonntag hilfreich zur Seite stehen. pm

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