Rheinberg Stoff aus Rheinberg hilft Frauen in Uganda

Rheinberg · Isabel Gütges (21) hat ihr Soziales Jahr in Uganda dazu genutzt, ein ungewöhnliches Hilfsprojekt auf die Beine zu stellen.

 In Busia im afrikanischen Uganda verarbeiten Frauen die in Rheinberg gesammelten Stoffe. Heute geht der nächste Container auf die Reise.

In Busia im afrikanischen Uganda verarbeiten Frauen die in Rheinberg gesammelten Stoffe. Heute geht der nächste Container auf die Reise.

Foto: Gütges

Ein ungewöhnliches Hilfsprojekt brachte Isabel Gütges (21) aus Kerken-Stenden auf die Bahn. Nach ihrem Abi entschied sie sich über das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ein Soziales Jahr im Busia in Uganda zu machen. Ein sensibles Hilfsprojekt, das sich an Mädchen und Frauen richtete, hatte es ihr angetan. Sie leben am Rande der Stadt Busia in Grashütten und organisieren ohne Geld ihr Leben.

"Ich habe erlebt, dass sie über keinerlei Hygieneartikel während der Menstruation verfügen, weil die viel zu teuer sind. Die Mädchen gehen aus Scham während der Periode nicht zur Schule oder brechen sie sogar ab", erzählt Isabel.

 Isabel Gütges (rechts) an einer der Nähmaschinen, die ohne Strom arbeiten können. Dahinter Rainer Ludwigs, Claus Körner und Karin Gütges.

Isabel Gütges (rechts) an einer der Nähmaschinen, die ohne Strom arbeiten können. Dahinter Rainer Ludwigs, Claus Körner und Karin Gütges.

Foto: Armin Fischer

Den Kreislauf von Armut, mangelnder Bildung und Teilhabe wollte sie durchbrechen. Sie organisierte über eine Frauengruppe ein Nähprojekt in Busia. Die Idee, wiederverwendbare Artikel zur Monatshygiene herzustellen, stieß auf Resonanz. Aus dem Internet kamen entsprechende Schnittmuster und weitere Information über den Materialaufbau. Die wenigen vorhandenen Nähmaschinen ratterten oder es wurde per Hand genäht. "An den Schulen machten wir Aufklärungsunterricht, damit die Mädchen wissen, wie ihr Körper überhaupt funktioniert", erzählt die 21-Jährige.

Schülerinnen wie Lehrerinnen lernten, offen über ein Thema zu sprechen, das als Tabu gilt. Als dann Isabels Eltern ihren Besuch ansagten, bat ihre Tochter sie, ausrangierte Baumwollstoffe und Bettwäsche mitzubringen. "Wir hatten nur Handgepäck, dafür aber 90 Kilo Stoff in den Koffern", erzählt Mutter Karin, die als Postmitarbeiterin in Duisburg tätig ist. Wieder zu Hause sorgten ihre Erzählungen über die Lebensbedingungen der weiblichen Bevölkerung in Uganda für spontane Hilfe. Kolleginnen durchforsteten die heimischen Schränke und brachten mit Laken, Bettzeug und Frotteehandtüchern paketweise das benötigte Material an den DHL-Standort Rheinberg. Das "Bindenprojekt" wuchs.

"Wir engagieren uns mit unseren Mitarbeitern immer wieder bei Hilfsprojekten. Aber dieses Projekt hat mich besonders beeindruckt", so Rainer Ludwigs, Niederlassungsleiter Deutsche Post und Chef von 4500 Mitarbeitern. Einerseits habe ihm die Beharrlichkeit aus der Mitarbeiterschaft imponiert. Andererseits knüpfe das Projekt an die einfachste Form von Bildung an.

Mädchen und Frauen eignen sich Wissen an und sind in der Lage, selbstbestimmt ihr Leben zu meistern. "Dieses Projekt zu unterstützen, hat auch mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun", so Ludwigs: "Wir haben uns einfach dieser Aufgabe gestellt und geben dem Leben eine Chance."

Die zentrale Herausforderung sollten allerdings die Einreiseformalitäten werden. Dafür wurde Claus Koerner, DHL Global Forwarding und Spezialist für Hilfslieferungen, gewonnen. Mittlerweile umfasste die Sammlung 25 Kubikmeter. Dazu kamen gute alte Nähmaschinen mit Schwungrad. Heute geht der Container ab Hamburg auf den Seeweg durch das Mittelmeer zunächst nach Mombasa in Kenia. "30 Tage dauert die Reise. Von dort sind es nochmals 1400 Kilometer bis nach Uganda", erläutert Koerner die Route. Die Hilfsorganisation GAIN managt den Transport.

In einem Kinderheim werden die Stoffe fürs Bindenprojekt lagern und ausgegeben. Isabel, die in Enschede Psychologe studiert, will nochmals nach Busia, um zu sehen, welche Kreise ihr Projekt zieht.

(sabi)
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