Solingen Auch Katholiken in West nehmen Flüchtlinge im Pfarrheim auf

Solingen · 45 Flüchtlingen will die Pfarreiengemeinschaft Solingen-West in Wald ein Zuhause geben.

Etwa 1500 bis 2000 Flüchtlinge, so lauten die Schätzungen der Stadt, werden bis zum Jahresende 2015 nach Solingen kommen. "Wir möchten aus einer menschlichen und christlichen Verpflichtung heraus etwas dazu beitragen, Flüchtlinge in unserer Stadt zu unterstützen", sagt Meinrad Funke, leitender Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft Solingen-West. Aus diesem Wunsch entwickelte sich die Idee, Flüchtlinge in einem der Pfarrheime der vier Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft aufzunehmen.

Im Sommer stellte die Stadt eine Anfrage zu Unterbringungsmöglichkeiten von Flüchtlingen in den Gemeinden. Auch der Bischof und Papst Franziskus warben für Solidarität und aktive Unterstützung. "Wir konnten uns sofort vorstellen, unseren neuen Nachbarn zu helfen", erinnert sich Meinrad Funke. "Zunächst jedoch war es nötig, einen geeigneten Standort zu finden." Nach Begehungen durch die Stadt und Gemeindegremien entschied man sich gemeinsam für das Walder Pfarrheim. Auch der Walder Kirchenvorstand stimmte nach anfänglichen Bedenken zu, in seinem Pfarrheim 45 Flüchtlingen ein Zuhause zu geben.

"Nun ist es uns wichtig, die Stimmung in den Gemeinden einzufangen und die Fragen und Sorgen der Menschen ernst zu nehmen", betont Pfarrer Meinrad Funke. Deshalb war der gesamte Seelsorgebereich in dieser Woche zu einer Pfarrversammlung in die Kirche von St. Mariä Empfängnis eingeladen.

Das Thema stieß offensichtlich auf viel Interesse, denn über 200 Leute füllten das Mittelschiff des Merscheider Gotteshauses. "Wir möchten zeigen, dass die Gemeindemitglieder selbstverständlich in die Entscheidungsfindung einbezogen werden und mit ihren Anregungen, aber auch durch Kritik, Wertvolles beisteuern", betont Funke. Er freute sich über zahlreiche Gäste, die der Pfarrversamlung beiwohnten. Unter anderem beteiligten sich auch Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Weihbischof Ansgar Puff, Pfarrer Bernd Reinzhagen von der Evangelischen Kirchengemeinde Wald, die vor Kurzem mit der Aufnahme von Flüchtlingen in ihrem Gemeindehaus an der Corinthstraße begonnen hat, sowie Dr. Christoph Humburg und Gerhard Metzger von der Caritas an der Diskussion. Bedenken wie jene, es bliebe nicht genügend Raum für Gemeindeveranstaltungen oder es könne zu Problemen mit der angrenzenden Kindertagesstätte kommen, konnten ausgeräumt werden. "Wir nehmen diese Sorgen sehr ernst und versprechen, nur Familien und alleinstehende Frauen aufzunehmen, um bei den Räumlichkeiten auf jene der Walder Kindertagesstätte zurückgreifen zu dürfen."

Bei der die Pfarrversammlung abschließenden Abstimmung stimmten 90 Prozent der Anwesenden für die Unterbringung der Flüchtlinge im Pfarrheim. "Wie freuen uns sehr darauf, diese Verantwortung wahrnehmen und als Seelsorgebereich neue Wege gehen zu können", sagt Meinrad Funke, der im Frühjahr 2016 mit dem Einzug der Flüchtlinge rechnet.

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(RP)
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