Solingen Hilfe für vergessene Erdbebenopfer

Solingen · Die Solingerin Andrea Fehlenberg unterstützt als Mitbegründerin der Initiative "Wings for Nepal" Jugendliche aus einem Waisenhaus. Das war beim schweren Beben in Zentralasien zerstört worden.

 Andrea Fehlenberg unterstützt Jugendliche in Nepal. Hier zeigt sie eine Maske aus dem Land, das vor einem Jahr von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden war.

Andrea Fehlenberg unterstützt Jugendliche in Nepal. Hier zeigt sie eine Maske aus dem Land, das vor einem Jahr von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden war.

Foto: Stephan Köhlen

Wenn Andrea Fehlenberg um Spenden für ihr Anliegen wirbt, bekommt sie oft ähnlich lautende Antworten: "Viele Leute berichten, dass sie ja schon andere Hilfsprojekte unterstützten." Davon gebe es schließlich tausende, räumt die Solinger Apothekerin ein. Doch wie so viele Naturkatastrophen, die am anderen Ende der Welt kurzzeitig für große Anteilnahme sorgen, scheint auch das schwere Erdbeben, das vor einem Jahr das ohnehin von Armut gebeutelte Land Nepal traf, fast in Vergessenheit geraten zu sein. Die Folgen aber werden wohl noch lange spürbar bleiben. Vor allem das Schicksal einer Gruppe Jugendlicher aus einem Waisenhaus berührte Andrea Fehlenberg.

Elf junge Männer zwischen 15 und 20 Jahren, darunter Halb- und Vollwaisen, waren nach dem Beben, dass ihre Einrichtung weitgehend zerstört hatte, in deren Ruinen zurückgeblieben - ohne Perspektive auf ein festes, sicheres Dach über dem Kopf, geschweige denn eine Ausbildung. Ihr Hilferuf über soziale Netzwerke erreichte ehemalige Helfer und Weggefährten - darunter auch Andrea Fehlenbergs Tochter Leonie. Die heutige Psychologiestudentin hatte nach dem Abitur und vor dem Erdbeben für ein halbes Jahr als Freiwillige in sozialen Einrichtungen Nepals gearbeitet - und auch das damals bereits renovierungsbedürftige Waisenhaus kennengelernt. "Ich habe sie vor einem Jahr für zwei Wochen dort besucht", erklärt Andrea Fehlenberg. Zu ihrem Aufenthalt im zentralasiatischen Land habe sich ihre Tochter aus dem Bauch heraus entschieden: Bis zu diesem Engagement war Nepal für die Familie komplett fremd gewesen. Das hat sich rapide verändert: Davon zeugen nicht nur die mitgebrachten Souvenirs in der Wohnung, wie aus Holz geschnitzte Maske des Gottes Ganesha. Bekanntschaften mit anderen freiwilligen Sozialdienstleistenden aus ganz Deutschland sind entstanden: Als sie die Nachricht von der schlimmen Lage im Waisenhaus erhielt, gründete Andrea Fehlenberg mit ihrer Tochter und vier Mitstreitern die Initiative "Wings for Nepal": "Die anderen hatten nach dem Erdbeben schon Spenden gesammelt, aber keiner wusste anfangs so recht, für welche Zwecke konkret", erinnert sich die Solingerin. Die Gruppe rührte die Trommel und organisierte ein Benefiz-Konzert in Süddeutschland - und mit den Einnahmen gelang es, die jungen Männer aus dem Waisenhaus mit Lebensmitteln und Kleidung zu versorgen, Lernmittel für Schule, College und Ausbildung zu beschaffen, und die Miete für zwei kleine, aber erdbebensichere Zimmer in Nepals Hauptstadt Kathmandu aufzubringen.

Im März reisten Andrea und Leonie Fehlenberg ein weiteres Mal nach Zentralasien, um die ersten Früchte ihrer Arbeit zu sehen: "Wir hoffen, dass die Jungen den nächsten Schritt schaffen und einen Job finden", sagt Andrea Fehlenberg. Deren private Initiative hat schon die nächste Gruppe Hilfsbedürftiger aus dem erdbebengeschüttelten Land unter ihre Fittiche genommen - und hofft auf weitere Unterstützung aus der Bevölkerung.

(ied)
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