Mit Dem Friedensdorf In Angola Solinger will kranken Kindern eine Zukunft geben

Solingen · Jubelnd nahmen die Eltern am Flughafen in Luanda ihre Kinder in Empfang - nach zum Teil über zwei Jahren Trennung. "Die konnten es kaum glauben, ihre Söhne und Töchter wiederzusehen", beschreibt Dr. Christoph Zenses die hochemotionalen Momente der Familienzusammenführung.

Jubelnd nahmen die Eltern am Flughafen in Luanda ihre Kinder in Empfang - nach zum Teil über zwei Jahren Trennung. "Die konnten es kaum glauben, ihre Söhne und Töchter wiederzusehen", beschreibt Dr. Christoph Zenses die hochemotionalen Momente der Familienzusammenführung.

Der Solinger Internist unternahm vor wenigen Wochen eine außergewöhnliche Reise: Mit Vertretern des Oberhausener Friedensdorfs flog er in die Hauptstadt Angolas. Zu den Passagieren gehörten 80 kleine Patienten auf dem Rückweg in ihre Heimat. In Deutschland hatten die Kinder, von denen viele noch im Kindergarten- oder Grundschulalter sind, etliche Operationen über sich ergehen lassen, Prothesen und überlebenswichtige Medikamente bekommen.

Einige wurden auch in der St. Lukas Klinik und im Städtischen Klinikum behandelt. "70 bis 80 Prozent dieser Kinder leiden an Knochenfraß", erklärt Dr. Zenses. Die entzündliche Erkrankung, fachsprachlich "Osteomyelitis" genannt, entsteht durch Infektionen, unter anderem im Zuge von offenen Knochenbrüchen oder schweren Verletzungen, etwa, wenn die Kinder auf Minen getreten sind.

Während manche Kinder nach der Landung in der Hauptstadt des westafrikanischen Staates ihre Eltern in die Arme schlossen, reisten andere zu ihren Familien in den Kongo oder nach Ruanda weiter. Nach zwei Tagen Aufenthalt in Luanda nahmen die Mitarbeiter der Oberhausener Hilfseinrichtung 67 neue Patienten mit nach Deutschland, um ihnen die dringend benötigte medizinische Hilfe zu ermöglichen. "Da waren Krankheiten dabei, die es bei uns überhaupt nicht gibt", sagt Dr. Zenses, der die Kinder während des Flugs als Freiwilliger ärztlich betreute. Ein kleines Mädchen zum Beispiel litt an einer Kieferklemme, weil sämtliche Zähne vereitert waren, bei einem Jungen war die Bauchdecke regelrecht perforiert, die Folge einer Typhus-Infektion.

Sämtliche dieser Erkrankungen wären gut behandelbar, hätte Angola ein funktionierendes Gesundheitswesen. Doch während in der Hauptstadt der ehemaligen portugiesischen Kolonie Hochglanz- Wolkenkratzer wie Pilze aus dem Boden sprießen und die reiche Oberschicht für die Strandpromenade Palmen aus Miami einfliegen lässt, stirbt im Land alle drei Minuten ein Kind.

Am Düsseldorfer Flughafen empfing ein wahres Heer an Krankentransportern des Deutschen Roten Kreuzes die Patienten. Zweimal im Jahr holt das Friedensdorf kranke oder verletzte Kinder aus Angola nach Deutschland. Haupteinsatzland neben dem afrikanischen Staat ist Afghanistan. "Wenn man mich fragt, würde ich das nochmal tun", sagt Dr. Zenses über seinen ersten Friedensdorf-Einsatz.

Im nächsten Jahr will der sozial vielseitig engagierte Arzt mit Hilfe interessierter Bürger ein "Solingen Haus" in Kambodscha eröffnen (siehe auch unten stehenden Bericht), das als 22. Basisgesundheitsstation des Friedensdorfes Menschen in einem ländlichen Bereich mit Medikamenten, Frischwasser und medizinischem Personal versorgen soll. Dr. Christoph Zenses ist vielseitig engagiert. Der 53-Jährige hilft nicht nur dem Friedensdorf, er kümmert sich auch um die sozialen Projekte des Ärztenetzwerks Solimed, ist 2. Vorsitzender der Tafel und leitet die Medizinische Hilfe Solingen. Zu deren Projekten gehören die Arbeit des Medimobils, die Medikamententafel und die niedrigschwellige medizinische Basisversorgung für Menschen in Notlagen. Zudem engagiert er sich für die Organisation Pro Os, die kranken und bedürftigen Menschen in der Tschernobyl-Region hilft.

(ied)
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