Lokalsport Nippes bringt die BHC-Fans zum Toben

Solingen · Beim 28:28 gegen Frisch Auf Göppingen dreht der Halbrechte auf und ärgert sich nachher über einen verlorenen Punkt.

Es läuft die 37. Minute im Heimspiel des Bergischen HC gegen Frisch Auf Göppingen als es die 2613 Zuschauer in der ausverkauften Klingenhalle das erste Mal von den Sitzen reißt: Kristian Nippes, zuvor schon mit zwei Treffern in Folge der Mann dieser Phase der Partie in der Handball-Bundesliga, wird im Gegenstoß zu Boden gerungen, doch geistesgegenwärtig passt er den Ball noch ohne zu gucken hinter seinem Rücken weg, genau in die Hände des mitgelaufenen Rechtsaußen Arnor Gunnarsson, der zum 17:19 einwirft. Nippes rappelt sich hoch, peitscht das Publikum auf, das sich kaum mehr hinsetzen mag. Zu packend ist die Aufholjagd, die die Bergischen nach einem 12:17-Pausenrückstand dem Favoriten nun bieten, und Nippes ist einer der Hauptdarsteller dabei. Am Ende wird es hochdramatisch, als Viktor Szilágyi wenige Sekunden vor Schluss bei einer 28:27-Führung verwirft und auf der Gegenseite Manuel Späth mit der Schlusssirene zum Ausgleich trifft. Die Zuschauer stehen da schon seit Minuten.

Nach der packenden Partie will Nippes, mit acht Treffern bester Torschütze beider Mannschaften, Glückwünsche zu seiner Leistung gar nicht erst annehmen. "Der Punkt ist viel wichtiger", betont der 27-Jährige und fügt bescheiden an: "Als Mannschaft haben wir uns über die Abwehr herangekämpft und unsere große Stärke, das Tempospiel, aufziehen können, was in der ersten Halbzeit nicht so geklappt hat." Zu seinem Rückhand-anspiel auf Gunnarsson sagt der gebürtige Solinger: "Ein guter Außen muss in diesem Moment einfach da sein. Ich habe ihn nicht gesehen, aber darauf vertraut, dass er da ist." Ganz so unspektakulär war die Szene aber nicht, und so befindet dann auch Nippes: "Das war vielleicht so der letzte Aufwecker, den die Halle noch brauchte."

Denn so tobten die BHC-Fans und trugen damit - wie auch Geschäftsführer Jörg Föste im Anschluss formulierte - ihren Teil zu einer sensationellen Aufholjagd bei, bei der das letztendliche Happy End durch Späths Treffer versagt blieb. Das erklärte auch Nippes' Enttäuschung: "Wenn wir ehrlich sind, müssen wir das Spiel am Ende gewinnen. Vorher in den 58 Minuten wären wir mit einem Punkt zufrieden gewesen, aber wenn man am Ende führt und Ballbesitz hat, müssen wir uns ankreiden, dass wir es nicht gewonnen haben. Da hätten wir auch besser verteidigen können."

Sein Trainer, Sebastian Hinze, fand: "Wir müssen nach der zweiten Halbzeit zufrieden mit dem einen Punkt sein." In der kompletten Analyse klang das so: "Wir sind ganz gut reingekommen, auch im Angriff, hatten dann aber eine Phase, wo wir nicht so gut im Angriff waren, Konter kassiert haben und bei Abprallern wenig Glück hatten. Glück muss man sich aber auch erzwingen, und das haben wir in dieser Phase zu wenig getan. Wir wussten aber, wenn wir eine gute Abwehr stellen und in die Gegenstöße kommen, ist es das, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein." Das klappte dann hervorragend - nicht nur bei Nippes' sensationellem Pass auf Gunnarsson, aber das war genau die Aktion, die die Fans endgültig mitriss und das Drama ermöglichte.

(ame)
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