Tönisvorst Auch die Römer waren in Vorst

Tönisvorst · Bald sind sie abgeschlossen, die archäologischen Grabungen am Heckerweg in Vorst. Die Stadt geht davon aus, dass mit der Erschließung des geplanten Neubaugebiets an dieser Stelle im Januar begonnen werden kann.

 Die Kölner Archäologin Melanie Eigen von der Firma Archbau leitet vor Ort in Vorst die Ausgrabungsarbeiten im künftigen Neubaugebiet Vorst-Nord. Zum Jahresende sollen die Ausgrabungen abgeschlossen sein.

Die Kölner Archäologin Melanie Eigen von der Firma Archbau leitet vor Ort in Vorst die Ausgrabungsarbeiten im künftigen Neubaugebiet Vorst-Nord. Zum Jahresende sollen die Ausgrabungen abgeschlossen sein.

Foto: PERCHTHALER

Es ist das wohl letzte große Neubaugebiet, das auf absehbare Zeit in Tönisvorst entsteht. Vorst-Nord, auch unter dem Arbeitstitel Am Försterhof bekannt, kann vermutlich Anfang 2016 erschlossen werden. Die Archäologen zumindest, die in den vergangenen sechs Jahren etliche interessante Funde auf dem 55.650 Quadratmeter großen Areal gemacht haben, sind jetzt so gut wie fertig. "Wir werden noch ein paar Wochen weitergraben, aber das Ende ist absehbar", sagt Melanie Eigen von der Kölner Firma Archbau.

Spannende Dinge haben die Archäologen bei den Grabungen zu Tage gefördert. "Das ist schon ein außergewöhnlicher Fundplatz, der auch überregional interessant ist", sagt die Fachfrau. Natürlich müssten die Funde noch ausgewertet und genauer datiert werden, aber schon jetzt lasse sich sagen, dass die Annahme, die Gegend sei zu Caesars Zeiten gänzlich unbesiedelt gewesen, sich nicht halten lasse. "Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass es hier einen nahezu nahtlosen Übergang von der germanischen Siedlungsweise zur römischen Okkupation gab", erklärt die 39-Jährige. Das sei an der Dicke der Holzpfosten zu erkennen, auf denen die Häuser gestanden haben. Die entsprechenden Abdrücke haben die Fachleute eindeutig einordnen können. Und noch andere Funde lassen sich bewundern. So hat das Grabungsteam von Archbau in drei Metern Tiefe einen Brunnen freigelegt, dessen Holzverschalung noch sehr gut erhalten ist. "Die Holzbohlen werden wir jetzt eingehend untersuchen, um das genaue Alter zu bestimmen", sagt Michael Schneider vom Grabungsteam. Sehr wahrscheinlich handele es sich um einen eisenzeitlichen Brunnen. "Und die sind sehr selten", weiß Schneider. Eisenzeit bedeutet, dass die Holzbohlen, die die Archäologen auf dem Vorster Acker freigelegt haben, vor rund 2500 Jahren von den Menschen, die damals dort lebten, bearbeitet worden sind.

Außerdem haben die Experten eisenzeitliche Schlacke gefunden, die darauf hinweist, dass es in Vorst eine Eisenverhüttung gab. "Überraschender waren für uns aber die römischen Funde", sagt Melanie Eigen. Neben den Bodendenkmälern, die darauf hinweisen, dass dort in der Zeit zwischen 800 vor Christus und 100 nach Christus ein Brunnen war, ein Haus stand, eine Grabstätte lag oder sich eine Feuerstelle befand, haben die Archäologen auch Keramikreste, Mühlsteine und Alltaggegenstände aus den verschiedenen Epochen ausgegraben.

"Wir werden das Fundmaterial jetzt reinigen, sichten und genau datieren", sagt die Archäologin. Im Abschlussbericht der Arbeiten werde dann die Geschichte der Vorster Sieglung von der Eisenzeit über die Germanen bis zu den Römern dokumentiert. In der Zeitschrift "Archäologie im Rheinland" des Landschaftsverbandes soll die Dokumentation veröffentlicht werden.

(WS03)
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