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Kreis Viersen Erzieher schneller in die Kita

Kreis Viersen · Das Viersener Berufskolleg ist eine der wenigen Einrichtungen landesweit, in der angehende Erzieher während ihrer gesamten Ausbildung praktisch arbeiten können. Drei Frauen berichten, wie das bei ihnen klappt

 Lena Cornehl (l.) und Andrea Miksa (2.v.r.) haben die praxisintegrierte Erzieherausbildung vor gut einem Jahr angefangen. Anna Pakosz (r.) ist gerade fertig geworden. Unterstützung erhalten die Frauen von Schulleiterin Gisela Werner (3.v.l.), Christel Ohligs (2.v.l.) und Alexandra Hauck.

Lena Cornehl (l.) und Andrea Miksa (2.v.r.) haben die praxisintegrierte Erzieherausbildung vor gut einem Jahr angefangen. Anna Pakosz (r.) ist gerade fertig geworden. Unterstützung erhalten die Frauen von Schulleiterin Gisela Werner (3.v.l.), Christel Ohligs (2.v.l.) und Alexandra Hauck.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Andrea Miksa ist eigentlich aus dem Alter raus, in dem die meisten zur Schule gehen. Die 48-Jährige aus Hückelhoven (Kreis Heinsberg) ist alleinerziehende Mutter dreier Kinder, arbeitet seit Jahren in Teilzeit und steht fest im Leben. Trotzdem hat sie sich dazu entschieden, noch einmal eine Ausbildung zu absolvieren - ohne durch lange Theoriephasen aus dem Beruf raus zu sein. Ermöglicht wird ihr das durch die praxisintegrierte Erzieherausbildung an der Fachschule für Sozialwesen am Berufskolleg Viersen.

Miksa fällt genau in eine der Zielgruppen des Berufskollegs. "Mit der Ausbildung richten wir uns auch an Menschen, die schon länger im Beruf sind, aber nun eine Qualifikation brauchen", erklärt Bildungsgangleiterin Alexandra Hauck. Miksa arbeitete zwar schon rund 20 Jahre in einem Kindergarten, war aber als Quereinsteigerin dorthin gelangt. Nach ihrem Realschulabschluss 1985 hatte sie eine Ausbildung zur Bäckerei-Fachverkäuferin gemacht. Gemäß des neuen Kinderbildungsgesetzes hätte sie der Kindergarten "Villa Regenbogen" in Hückelhoven so nicht weiter beschäftigen dürfen.

Seit 2013 bietet das Viersener Berufskolleg die Form der praxisintegrierten Erzieherausbildung (PiEa, auch Pia) an. Sie ist zwar nicht neu, aber noch nicht weit verbreitet: Nach Angaben des NRW-Schulministeriums befinden sich aktuell rund 25.000 Personen in der praxisintegrierten Erzieherausbildung, das entspreche einem Anteil von etwa zehn Prozent der Schüler aller Fachschulen für Sozialpädagogik. Die nächsten Einrichtungen, die diese Ausbildung anbieten, sind etwa das LVR-Berufskolleg in Düsseldorf sowie ab diesem Jahr das Berufskolleg Kohlstraße in Wuppertal.

Im Kreis Viersen war es zunächst ein Experiment, sagt Schulleiterin Gisela Werner - aber eines mit einer positiven Entwicklung: Im ersten Jahrgang, der vor ein paar Wochen fertig geworden ist, waren es noch 14 Teilnehmer, derzeit sind 18 im zweiten sowie 26 Studierende im ersten Lehrjahr. Sie sind zwischen 18 und 50 Jahren alt, sieben von ihnen sind Männer. Für das Schuljahr 2017/18 hat das Berufskolleg 57 Bewerber angenommen.

Die Pia-Studierenden besuchen zweimal wöchentlich die Schule, drei Tage sind sie in ihrer Einrichtung. Die Stundenanzahl und das Gehalt variieren je nach Vertrag. Anna Pakosz war am Viersener Berufskolleg im ersten Pia-Jahrgang. "Es war eine sehr intensive Zeit zwischen den zwei Polen aus Theorie und Praxis", sagt die 29-jährige aus Willich, die im Kindergarten Huiskensstraße in Willich tätig ist. "Man lernt, sich selbst zu strukturieren." Manche brauchen genau das, anderen tut diese Freiheit nicht gut. Es habe auch Wechsel zur Regel-Erzieherausbildung gegeben, sagt Christel Ohligs, Abteilungsleitung Soziales. "Mehr Unterricht ist manchmal leichter." Etwa 50 Auszubildende befinden sich derzeit am Viersener Berufskolleg in der klassischen Erzieherausbildung (ein zweijähriges theoretisches Fachpraktikum mit Blockpraktika und ein sich daran anschließendes Berufspraktikum). "Diese Form wollen wir auch nicht aufgeben", sagt Werner.

Lena Cornehl ist seit einem Jahr Pia-Studierende. Nach ihrer Ausbildung zur Tanzlehrerin wusste sie: "Der Beruf ist nichts für die Ewigkeit", sagt die 26-jährige Viersenerin. Sie wollte Erzieherin werden - hätte sich allerdings wie ihre Mitstreiterinnen Miksa und Pakosz nicht für die klassische Erzieherausbildung entschieden. "Die Kombination von Theorie und Praxis ist sehr hilfreich", sagt sie. "Das, was man im Unterricht gelernt hat, kann man in der Einrichtung sofort anwenden." Sie arbeitet im Kindergarten "Bullerbü" in Willich.

Die Nachfrage nach Erziehern ist hoch - so hoch, dass Absolventin Pakosz sich ihre Stelle nach der Ausbildung hätte aussuchen können. Sie wurde übernommen und bleibt in ihrem Kindergarten. Das Berufskolleg kooperiert für Pia mit rund 20 Einrichtungen, auch über den Kreis Viersen hinaus.

(RP)
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