Wermelskirchen Außergewöhnliches Singspiel mit ernstem Hintergrund

Wermelskirchen · Ungewohnt ging es zu am Samstagabend in der Katholischen Kirche St. Apollinaris in Grunewald. Im "Spiel von Seele und Körper" ("Rappresentatione di anima et di corpo") von Emilio de' Cavalieri (1550-1602) ertönten zu Orchestermusik im Opernstil Antworten auf Fragen. Warnungen, Verlockungen, Erläuterungen ergänzten.

Worum ging es? Die Zeit setzt den Maßstab für das Leben. Am Ende führt es zu Himmel oder zur Hölle? Und egal wohin, hat sich das Leben gelohnt? Der Körper will Spaß haben im Leben, die Seele strebt nach himmlischen Freuden.

Zwischen diesen beiden spann sich der Disput. Aber sie waren nicht alleine. Der Verstand funkte dazwischen, ein Schutzengel breitete seine Arme aus, das "vergängliche Leben" meldete sich, der "gute Rat" gab seinen Senf dazu, Engel im Himmel jubilierten, verdammte Seelen im Höllenschlund jammerten, die "Welt und das weltliche Leben" lockten mit Silber und Gold und die "Lust und ihre Gefährten" luden ein zu allerlei Freuden. Wir sehen: höchst allegorisch das Ganze und nicht minder bedeutsam für den Menschen.

Cavalieris Musikstück ist kein reines kirchenmusikalisches Werk und noch keine Oper. Es gibt eine minimale Handlung, man hätte durchaus einiges in Szene setzen können. Doch darauf kam es den beiden Leitern dieses Werkes - Marcus Richter, Seelsorgebereichsmusiker an St. Michael und Apollinaris, sowie Alfred Karnowka, Leiter des Ensembles für alte Musik der Musikschule - gar nicht an. Die Musik stand im Vordergrund. Die einzelnen Rollen waren meist mehrfach besetzt mit Veronika Madler (Sopran), Daniel Tilch (Tenor) und Joachim Höchbauer (Bass).

Madler war in erster Linie zarte "Seele" zum Steinerweichen und Höchbauer den irdischen Freuden nicht abgeneigter "Körper". Tilch glänzte in der Rolle des "Verstandes". Das Vokalensemble der Kirche bildete den kommentierenden Chor und lieferte zudem Stimmen im Himmel und aus der Hölle. Schauspielerin Simone Silberzahn erzählte sehr unterhaltsam mit leuchtenden Augen und stets strahlendem Lächeln. Die gesamte Musik formierte sich zu einem geschlossen gediegenen Ganzen, das alle diversen Stimmen unter seine Haube nahm. Der Chor - nicht gerade mit zahlenmäßiger Manpower gesegnet - überraschte durch volles Volumen und vielfarbige Reichhaltigkeit. Die Musik von "psalterion" entfaltete nicht überraschend ihre charakteristische Note - faszinierend ungewohnt und doch verständlich und eingängig. Ein großartiges Konzert. Die recht stattliche Zahl von Besuchern verlangte nachdrücklich eine Zugabe.

(bege)
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