Himmel Und Erde Barmherzigkeit und Mitleid

Wesel · Die Bilder haben sich eingeprägt. Papst Franziskus eingehüllt in eine zitronengelbe Regenhülle, die ihn und seine weiße Soutane vor den sintflutartigen Regenfällen schützen sollte. Trotz des herannahenden Sturms "Mekkhala" feierte Franziskus in der vergangenen Woche mit über einer Millionen Christen einen besonderen Gottesdienst in Tacloban auf den Philippinen.

Himmel Und Erde: Barmherzigkeit und Mitleid
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Im November 2013 wurde Tacloban vom Taifun "Haiyan" und einer sechs Meter hohen Flutwelle verwüstet, mehr als 7000 Menschen kamen dabei ums Leben. Nun wollte der Papst ein Zeichen der Solidarität setzen. "Barmherzigkeit und Mitleid" war das Motto der fünftägigen Reise von Franziskus auf den Philippinen. Dieses sollte den Opfern der Unwetterkatastrophe vom November 2013 gelten, dies war aber auch ein Zeichen der Ermutigung für die Armen und Entrechteten auf den Philippinen. 60 Prozent der Einwohner auf den Philippinen haben weniger als zwei Euro am Tag zum Leben. 22 Millionen Menschen dort leiden unter Hunger und 50 Millionen der gut 90 Millionen Einwohner leben ohne soziale Absicherung.

Besonders von Armut und Ausbeutung betroffen sind Frauen und Kinder. Kinder müssen schon in jungen Jahren Schwerstarbeit verrichten. Sie sammeln Papier, Plastik, Metall und Flaschen auf Müllhalden, um diese Dinge dann für wenige Pesos an Händler zu verkaufen. Schule und Bildung sind für viele Menschen auf den Philippinen unerschwinglich. Unter jungen Mädchen ist die Kinderprostitution besonders weit verbreitet. Schon Zehnjährige sind gezwungen, ihre Körper an einheimische Männer und Touristen zu verkaufen, um für sich und ihre Familien den nötigen Lebensunterhalt zu verdienen. Von diesem Leid berichtete die zwölfjährige Glyzelle Palomar, die als Straßenkind aufwuchs. Und sie stellte dem Papst die Frage, warum das Leben oft so ungerecht ist.

Die bewegende Szene, als Papst Franziskus von seinem Stuhl zu dem weinenden Mädchen geht und sie in seine Arme nimmt, bleibt in Erinnerung. Barmherzigkeit und Mitleid sind die Herzenstugenden, die wir brauchen, um die Welt zu verändern, fuhr Franziskus in seiner Rede fort: "Wenn ihr nicht lernt, zu weinen, werdet ihr nie gute Christen sein! Das ist eine echte Herausforderung: Ihr müsst mutig sein, ihr dürft keine Angst haben, zu weinen." Die Welt, so wie sie im Moment ist, wird von Unbarmherzigkeit und Gier, Mitleidlosigkeit und Terror regiert. Selbst in unserem eigenen Alltag hier spüren wir, dass Barmherzigkeit und Mitleid eher belächelt als gestärkt werden. Wenn wir aber alle anfangen würden, barmherziger und weniger selbstgerecht, gnädiger und mit mehr Mitleid miteinander umzugehen, hätte die Welt eine Chance, sich zu ändern.

THOMAS BRÖDENFELD

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort