Wesel Großreinemachen für neue Flüchtlinge

Wesel · Gestern Morgen haben mehr als 100 Asylbewerber die Notunterkunft am Lippeglacis verlassen. Abends kamen neue Gäste.

In den beiden mit Laminat ausgelegten Hallen wurde gestern ordentlich sauber gemacht.

In den beiden mit Laminat ausgelegten Hallen wurde gestern ordentlich sauber gemacht.

Foto: Ekkehart Malz

Von den 125 Flüchtlingen, die vor gut sechs Wochen in der Notunterkunft am Lippeglacis willkommen geheißen wurden, ist nur noch eine Mutter mit ihren fünf Kindern da. Denn der Familienvater wird in einem Krankenhaus behandelt. Alle anderen wurden gestern Vormittag mit Bussen in die deutlich größere Notunterkunft nach Kerken (Kreis Kleve) gebracht, weil sie dort unter anderem einen Antrag auf Asyl stellen können. In Wesel selbst, so erklärt Ordnungsdezernent Klaus Schütz auf Anfrage, "haben wir keinen der Flüchtlinge aufgenommen. Das ist eine Entscheidung der zuständigen Bezirksregierung. Wir leisten nämlich nur Amtshilfe, um Obdachlosigkeit zu verhindern."

Bis am Abend die Neuankömmlinge in den beiden komplett mit Laminatböden ausgestatteten Hallen aufgenommen werden, hat die von der Stadt beauftragte Reinigungsfirma Piepenbrock alle Hände voll zu tun. Alles wird feucht gewischt, die mehr als 120 Feldbetten desinfiziert, die Dixi-Toiletten geleert und ebenfalls desinfiziert. Parallel dazu kommt der städtische Betrieb ASG und holt den Müll ab. Auch Mitarbeiter der Stadt, des Bildungsträgers Internationaler Bund (IB) und des Deutschen Roten Kreuzes helfen eifrig mit.

Klaus Schütz ist zusammen mit Daniel Kunstleben, dem Ersten Beigeordneten, vor Ort. Beide informieren sich über den Stand der Dinge und erfahren, dass die Abfahrt der Flüchtlinge am Morgen problemlos funktioniert habe. Allerdings sei es ein sehr emotionaler Abschied gewesen.

Im RP-Gespräch erklärt das Verwaltungs-Duo, dass man nicht genau wisse, wie viele Flüchtlinge am Abend am Lippeglacis eintreffen werden, woher die Flüchtlinge kommen und wie lange sie bleiben werden. "Wir gehen aber davon aus, dass 120 Gäste mindestens bis Mitte Oktober bleiben", sagt Schütz. Auf die Frage, ob denn die Notunterkunft auch für die Unterbringung von Menschen in den kühleren Herbstnächten geeignet ist, zeigt er auf den orangefarbenen Heizungsschlauch, der an den Hallendecken befestigt ist und bei Bedarf warme Luft in die Unterkunft drückt. "Alles ist geregelt." Geregelt hat die Stadt auch die medizinische Untersuchung der Neuankömmlinge. Die Flüchtlinge werden in Zehnergruppen nach der Ankunft der Busse von Dolmetschern und Mitarbeitern der Stadt und des IB sprichwörtlich an die Hand genommen und in Zelten und Räumen der Unterkunft von niedergelassenen Ärzten aus Wesel und Mitarbeitern der Kreisgesundheitsamtes untersucht. Zur Seite stehen ihnen Helfer des DRK und der Malteser. "Wenn die Ärzte grünes Licht geben, werden die Gäste von den Helfern in die Hallen geleitet und erhalten dann noch eine Mahlzeit", so Schütz. Sollten Flüchtlinge zu dünn bekleidet in der Hansestadt ankommen, werden IB-Mitarbeiter aus der reich gefüllten Kleiderkammer in der Notunterkunft geeignete Sachen austeilen. Kinder erhalten auf jeden Fall je eines der von Bürgern gespendeten Kuscheltiere. "Ob wir eventuell noch Schuhe oder ähnliches benötigen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Wir müssen ja erstmal schauen, was wirklich gebraucht wird", sagt Klaus Schütz. Ansonsten werde man mit Hilfe der Presse einen erneuten Aufruf starten und die Weseler um Hilfe bitten.

(RP)
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