Wesel Kita-Beiträge sollen "moderat" steigen

Wesel · Eltern, deren Kinder in Tagesstätten, in Tagespflege-Einrichtungen und im Ganztag betreut werden, sollen künftig sechs Prozent höhere Beiträge zahlen. Im Jugendhilfeausschuss wird das diskutiert.

Seit sechs Jahren zahlen Erziehungsberechtigte in Wesel - natürlich nach Einkommensgruppen gestaffelt - für die Betreuung ihres Nachwuchses in Kitas, in Kindertagespflege-Einrichtungen und im Offenen Ganztag den gleichen Betrag. Wenn sie von Hartz IV leben müssen oder weniger als 15.000 Euro im Jahr verdienen, gibt's diese Leistungen natürlich gratis.

Weil jedoch seit 2009 die Betriebskosten in den Einrichtungen gestiegen sind und durch die Elternbeiträge lediglich 12,8 Prozent dieser Ausgaben gedeckt werden können, möchte die Verwaltung die Beitragssätze anheben. "Moderat", wie Sozialdezernent Daniel Kunstleben sagt. "Ein Prozent pro Jahr". Wobei man durchaus geteilter Meinung sein kann, ob sechs Prozent nun wirklich moderat sind oder nicht.

Nächsten Mittwoch wird im Ratssaal während der Sitzung des Jugendhilfeausschusses ab 16.30 Uhr über die geplante Erhöhung diskutiert. Dann wird sich zeigen, wie die Politik die ganze Sache bewertet. Kunstleben ist guter Hoffnung, dass ihm der Ausschuss und letztlich auch der Rat grünes Licht für die Erhöhung geben wird. Denn, so eines seiner Argumente: "Normalerweise müssten wir 19 Prozent der Betriebskosten durch Elternbeiträge erwirtschaften. Davon sind wir Galaxien entfernt."

Auf Anfrage der RP hat Kunstleben mehrere Beispielrechnungen durchgespielt. Familien, die über ein jährliches Bruttogehalt von mehr als 110.000 Euro verfügen, und die in einer Tagesstätte einen U3-Platz für 45 Wochenstunden buchen, müssten künftig 647 Euro im Monat bezahlen. Nur etwa halb so viel zahlen müsste beispielsweise derjenige, der maximal 73.000 Euro brutto verdient und einen U3-Platz (45 Stunden) benötigt: nämlich genau 318 Euro. Zum Vergleich: In der Landeshauptstadt, in der es zahllose Besserverdiener gibt, zahlen Eltern für diese Leistung keinen Cent. Sicher ein Grund, warum Düsseldorf bei vielen jungen Familien angesagt ist.

Auch gut verdienende Eltern, deren Kinder nach Ende des Unterrichts im Offenen Ganztag einer Grundschule betreut werden, werden sich wohl oder übel darauf einstellen müssen, künftig 170 statt 150 Euro zu zahlen. "Damit wollen wir uns der gesetzlichen Erlasslage anpassen", sagt Kunstleben dazu. Er ist überzeugt, dass die "moderaten Erhöhungen politisch durchsetzbar sein werden".

Ebenfalls im Ausschuss am Mittwoch diskutiert wird die Frage, ob Wesel in Zeiten des demografischen Wandels tatsächlich einen weiteren Kindergarten in der Feldmark benötigt. "Auf jeden Fall", sagt Daniel Kunstleben und führt aus, dass man auch die Kinder von in der Weseler Schill-Kaserne stationierten Nato-Soldaten im Blick habe und auch die Kinder von Asylbewerbern, die der Stadt zugewiesen werden. Auch die haben einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz.

Eigentlich sollte ja im geplanten Hessenviertel zwischen der Betuwe-Linie und der Emmericher Landstraße eine neue Tagesstätte entstehen. Doch weil sich dort aktuell nichts tut, ist die Verwaltung gezwungen, so schnell wie möglich einen Alternativstandort zu finden. Die Zeit drängt, denn schon im nächsten Jahr fehlen in Wesel - so haben Experten errechnet - rund 70 U3-Plätze und knapp 40 für Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahre.

(RP)
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