Tennis Ein Tennistalent setzt neue Prioritäten
Rheinberg · Dem ehemaligen Verbandskader-Spieler Silas Baumbach ist der zeitliche Aufwand zu groß. Der 16-jährige Schüler aus Ossenberg, der unter anderem mit Eric Jelen auf dem Platz stand, hat sein Trainingspensum deutlich reduziert.
Das Schönste an der Schule sind die Ferien - sofern man sie genießen und mit der Familie oder den Freunden verbringen kann. Genau das hat Silas Baumbach in den vergangenen beiden Wochen endlich mal erleben dürfen. Denn wo früher für den 16-Jährigen Ferien drauf stand, war noch längst kein Urlaub drin. Die Tasche mit Mathe-, Englisch- und den übrigen Schulbüchern lag dann zwar in der Ecke, die Sporttasche mit den Tennisschlägern blieb für ihn als Verbandskader-Spieler aber immer gepackt. Griffbereit für Meisterschaften und Turniere oder für das Training, das für ihn nie ausfiel.
Bis zu fünfmal pro Woche bis zu vier Stunden stand der Youngster auf dem Platz. Für einen jungen Spieler im Verbandskader sind das keine ungewöhnlichen Zeiten, für einen jungen Mann, dessen Liebe neben dem Tennis aber auch noch anderen Sportarten gilt, ist das durchaus eine Herausforderung, die irgendwann hinterfragt wird. Der Ossenberger hat's getan, seinen Terminkalender sortiert und einen Schlussstrich, wenn auch einen mit Lücken, gezogen.
Ein Schnupperkurs als Erstklässler, dann Training beim TC Solvay Rheinberg - so fing das an vor zehn Jahren. Für den talentierten Jungen endete es im Kader des Tennisverbandes mit Trainern wie dem ehemaligen Davis-Cup-Gewinner Eric Jelen und dem Einzug ins Essener Tennisinternat. Mehr als zwei Jahre hat er dort gewohnt und an seinem Spiel gearbeitet. 64 Pokale stehen heute aufgereiht in seinem Zimmer daheim in Ossenberg, mit Gravuren von gewonnenen Kreis- und Bezirksmeisterschaften. Auch zwei Vizetitel bei Verbandsturnieren sind darunter. Im Sommer 2012 stand sogar die Teilnahme an den "Deutschen" in Ludwigshafen auf dem Programm. "Eine wirklich schöne Erinnerung", sagt Silas. Denn auf der anderen Seite stand auch die Beobachtung, dass nicht allein das Talent über den Erfolg entscheidet. "Wessen Eltern beim Training dabei waren, der war im Vorteil", berichtet er. Und weiter: "Es gab einige Spieler, die aussortiert wurden oder von sich aus nicht mehr weiter gemacht haben."
Silas Baumbach hat es registriert und seine Rückschlüsse gezogen. "In der ersten Zeit habe ich auf die Rangliste geschaut, in den letzten beiden Jahren war sie für mich nicht mehr wichtig." Zumal da vor der eigenen Haustür in Ossenberg weitere Herausforderungen auf ihn warteten: Handball bei der HSG Alpen/Rheinberg oder - noch wichtiger - Fußball bei der Concordia. Da kicken seine Freunde mit, da spielt Silas Baumbach, obwohl noch B-Jugendlicher, bei den Ossenberger A-Junioren in der Leistungsklasse. "Für die Freunde blieb ja kaum Zeit", sagt er heute im Rückblick. Und ein Ziel für die Zukunft hat er auch schon. "Ich möchte später gemeinsam mit meinem Bruder in der ersten Mannschaft spielen." Jonas ist fünf Jahre älter und Leistungsträger im Mittelfeld des B-Ligisten. Für den Tennissport bleibt da nicht mehr viel Freiraum.
Der Platz im Essener Internat wurde aufgegeben, in zwei Jahren wird Silas sein Fachabitur am Berufskolleg in Wesel machen. Die Richtung Gesundheit und Soziales bietet die Möglichkeit, später im Sportbereich tätig zu werden. Tennis wird sich hauptsächlich nur noch in der Mannschaft des TC Solvay abspielen, auch wenn das ein oder andere Turnier sich noch dazu gesellt. An diesem Wochenende gab's die Einladung zu den Bezirksmeisterschaften der Junioren, die Anfang November stattfinden. Silas wird teilnehmen. Ein Rückzieher vom Rückzug ist das nicht. "Da steht kein Fußballspiel an, das ist okay."
