Konklave-Countdown 115 Kardinäle führen letzte Gespräche

Vatikanstadt · Zum letzten Mal vor dem Konklave haben sich am Montag im Vatikan die wahlberechtigten Kardinäle getroffen, um über Herausforderungen und mögliche Kandidaten für das Papstamt zu diskutieren.

Danach gönnten sie sich einen freien Nachmittag zur Vorbereitung auf die am Dienstag beginnende Papstwahl. Als Favoriten gelten unter anderem der Mailänder Erzbischof Angelo Scola und sein Amtskollege aus São Paulo, Odilo Scherer.

Die Zusammenkunft der Kardinäle war die zehnte und letzte Sitzung zur Vorbereitung des Konklave. Am Dienstagnachmittag treffen sich die 115 Würdenträger wieder - dann werden sie in der Sixtinischen Kapelle einen ersten Wahlgang abhalten.

Das Ergebnis wird der Welt gemäß Tradition per Rauch mitgeteilt. Ist er weiß, gab es eine Zweidrittelmehrheit für einen Kandidaten, der somit neuer Papst ist. Bei schwarzem Rauch wurde die notwendige Mehrheit von 77 Stimmen verfehlt.

Beobachtern zufolge gibt es etwa ein halbes Dutzend aussichtsreicher Kandidaten für das Papstamt. Besonders große Chancen räumten Vatikankenner dem Mailänder Scola ein. Er gilt als ähnlich konservativ wie der zurückgetretene Benedikt XVI. Einzig aussichtsreicher Kandidat aus Lateinamerika soll Scherer sein, der viele Stimmen von der alten Garde der römischen Kurie bekommen könnte. Hoffnungen auf das Papstamt kann sich dem Vernehmen nach auch der Kanadier Marc Ouellet machen, emeritierter Erzbischof von Québec.

Falls das Konklave über einen längeren Zeitraum in zwei oder mehr Fraktionen zerfällt, die jeweils einen der Favoriten unterstützen, könnte die Stunde der Außenseiter schlagen. Als mögliche Kompromisskandidaten gelten die Erzbischöfe von Boston und New York, Sean O'Malley und Timothy Dolan, sowie die Kardinäle Peer Erdö aus Ungarn, Christoph Schönborn aus Österreich und Francesco Robles Ortega aus Mexiko.

Das Konklave unterliegt strenger Geheimhaltung. Vor Beginn müssen sowohl die Kardinäle als auch das Personal - etwa 90 Männer und Frauen - schwören, nichts über die Vorgänge in der Sixtinischen Kapelle zu verraten. Der Wahlort selbst wird auf Wanzen und andere Abhörvorrichtungen untersucht. Rund 5600 Journalisten aus aller Welt sind im Vatikan, um über die Wahl des neuen Papstes zu berichten.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, rief die Gläubigen in Deutschland zum Gebet für das Konklave auf. Er legte ihnen das im Messbuch vorgesehene Gebet zur Wahl eines Papstes ans Herz, in dem es unter anderem heißt: "Gib der Kirche einen Papst, dessen heiliges Leben dir gefällt und dessen Hirtensorge deinem Volk den rechten Weg weist."

Zudem schlug Zollitsch vor, darum zu bitten, dass der Heilige Geist die Teilnehmer des Konklaves führe "und sie bei der Wahl in Verantwortung nach ihrem Gewissen handeln". Am Sonntag hatten auch viele Kardinäle selbst um göttlichen Beistand während der Papstwahl gebeten, als sie in verschiedenen römischen Kirchen Messen zelebrierten.

(AFP/nbe/das)
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