Kampf gegen Super-Gau in Fukushima Japans Regierung bestätigt Kernschmelze

Tokio (RPO). In Reaktor 2 des beschädigten Atomkraftwerks Fukushima hat es nach Einschätzung der japanischen Regierung eine vorübergehende und teilweise Kernschmelze gegeben. In der Nacht bebte in Japan erneut die Erde. Eine Tsunami-Warnung wurde jedoch wieder aufgehoben. Betreiber Tepco gesteht indes ein, dass die Krise noch Jahre dauern kann.

Hier kämpfen die Männer im Kontrollraum
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In Fukushima gab es eine Kernschmelze: Sprecher Yukio Edano sagte am Montag, daher rühre vermutlich das hoch radioaktive Wasser, das in dem Reaktor entdeckt wurde. Die erhöhte Strahlung sei offenbar auf den Block begrenzt. Die Regierung gehe davon aus, dass die Kernschmelze lediglich vorübergehend sei, betonte Edano.

Kontamination breitet sich aus

Neue Messwerte legen nach Behördenangaben nahe, dass in Fukushima ausgetretenes hoch radioaktives Jod 131 bis viel weiter nördlich ins Meer gelangt ist als zunächst angenommen. Die Kontamination erstreckt sich demnach etwa 1,6 Kilometer weiter nach Norden als zuvor.

An der Küste vor den AKW-Blöcken 5 und 6 seien Werte von Jod 131 gemessen worden, die 1.150 mal höher als normal liegen, sagte Hidehiko Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde NISA am Montag.

Arbeiter bemühten sich unterdessen weiter darum, radioaktives Wasser aus dem Atomkraftwerk abzupumpen. Das Wasser muss laut NISA entfernt und sicher gelagert werden, bevor die Arbeiten am Kühlsystem fortgesetzt werden können. Bis zu 600 Menschen sind zurzeit in Schichten in Fukushima im Einsatz.

Tsunami-Alarm wieder aufgehoben

Am frühen Morgen wurde die Region erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert. Die Behörden gaben vorübergehend eine Tsunami-Warnung heraus. Der Erdstoß der Stärke 6,5 ereignete sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte nahe der Ostküste der Insel Honshu in knapp sechs Kilometer Tiefe. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es zunächst nicht.

Am 11. März wurde der Nordosten Japans von einem Beben der Stärke 9,0 und einem anschließenden Tsunami getroffen. Die Katastrophe kostete vermutlich 18.000 Menschen das Leben und führte zu den Schäden am AKW Fukushima.

"Tepco hat keinen Zeitplan"

Nach zahlreichen Rückschlagen räumte der Betreiber Tepco die unsicheren Aussichten für seine Versuche ein, eine Kernschmelze zu verhindern. Leider gebe es keinen konkreten Zeitplan, um klar zu sagen, in wie vielen Monaten oder Jahren die Krise vorbei sei, sagte der Tepco-Vizepräsident Sakae Muto. An der Börse in Tokio brach die Tepco-Aktie am Montag um 14 Prozent ein.

Der Atom-Experte Najmedin Meshkati von der University of Southern California sagte, die Situation sei deutlich ernster, als angegeben. "Das ist deutlich mehr als das, was eine Nation alleine bewältigen kann." Meshkati forderte ein Eingreifen des UN-Sicherheitsrates.

(apd/csi)
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