Suizid nach Mobbing-Fall Kollegen sollen Audi-Mechaniker gequält und angezündet haben

Reading · Ein britischer Lehrling soll von seinen Arbeitskollegen über Monate verbal und körperlich gepeinigt worden sein. Im April 2015 nahm sich der 18-Jährige das Leben. Die Eltern des jungen Mannes erheben schwere Vorwürfe.

 Das Audi-Logo (Symbolbild).

Das Audi-Logo (Symbolbild).

Foto: dpa

Der Vater des britischen Teenagers George C. hat nach Berichten der britischen Zeitungen "Telegraph" und "Guardian" vor Gericht schwere Anschuldigungen gegen die früheren Arbeitskollegen seines Sohnes vorgebracht. Die Mitarbeiter eines Audi-Händlers im britischen Reading sollen den Mechaniker-Lehrling im Jahr 2015 über mehrere Monate verbal und körperlich gequält haben. Im April vor zwei Jahren beging C. Suizid - knapp sechs Monate nach seinem ersten Arbeitstag.

Der Vater von C. sagte dem "Telegraph" zufolge bei einer richterlichen Anhörung, dass sein Sohn sich zunächst sehr über seine Anstellung gefreut habe. Doch bereits nach kurzer Zeit sei er mit Prellungen bedeckt und voller Brandlöcher in der Kleidung von der Arbeit zurückgekehrt.

Die Eltern berichteten dem Untersuchungsrichter, ihr Sohn habe ihnen davon erzählt, dass seine Kollegen ihn unter anderem geschlagen und ihn in einen Käfig in einer Garage eingesperrt hätten. Außerdem sollen sie die Kleidung des 18-Jährigen mit einer entflammbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet haben.

Keith C., der Vater des Verstorbenen, sagte in der Anhörung, dass er sich selbst niemals vergeben würde, die Warnzeichen ignoriert zu haben. Er berichtete davon, dass sein Sohn am Tag vor seinem Selbstmord zu ihm gekommen sei und versucht habe, ein Gespräch mit ihm zu führen. Er jedoch habe die Türe nicht geöffnet, weil er sich ein Golfturnier im TV habe ansehen wollen.

Dem Chef von George C. war die Situation offenbar bekannt. Die Mutter des Toten berichtete laut "Telegraph" von einem Gespräch zwischen ihrem Sohn und seinem Vorgesetzten. Auf das Mobbing hingewiesen, soll der Chef geantwortet haben: "Diese frechen Jungs. Ich werde mit ihnen darüber reden müssen."

Die Kollegen von C. räumten in der Anhörung einige der Vorfälle ein, sprachen aber von "Streichen". Sei seien bei ihren Aktionen nicht zu weit gegangen, sagte zum Beispiel Simon W., der zugab, bei dem Vorfall mit der brennbaren Flüssigkeit anwesend gewesen zu sein. "Wir wussten, wo wir Grenzen ziehen müssen. Das war kein Mobbing."

Auch Audi hat zu dem Vorfall bereits Stellung bezogen. "Wir bei Audi UK sind zutiefst betrübt über den tragischen Tod von George C.. Wir sprechen der Familie unser tiefstes Mitgefühl und unser Beileid aus", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens, die dem Branchenportal "The Drive" vorliegt. Die Untersuchung habe auf sehr persönliche und schmerzvolle Weise gezeigt, wie es zum Tod des jungen Mannes gekommen sei. "Wir bedauern den großen Verlust, den alle von diesem tragischen Ereignis Betroffenen spüren müssen." Audi UK verurteile jegliche Verhaltensweisen, die das Wohlbefinden seiner Angestellten in irgendeiner Art und Weise gefährden.

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