Gekenterter Säuretanker Bergungsarbeiten am Rhein kommen voran

St. Goarshausen (RPO). Die Arbeiten zur Bergung des auf dem Rhein gekenterten Säuretankers Waldhof kommen voran. Am Sonntagmorgen gelang es den Einsatzkräften, auch den zweiten Kran an dem Schiff in Position zu bringen, um das Wrack wieder aufzurichten. Wie das Pressezentrum in St. Goarshausen mitteilte, ist die Lage des gesunkenen Schiffes stabil. Die Bergungsarbeiten werden aber noch einige Tage in Anspruch nehmen.

Schiffsunglück vor der Loreley
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Schiffsunglück vor der Loreley

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Foto: AP

Am Wochenende rückten immer mehr Schiffe ab Düsseldorf wieder rheinaufwärts auf und bageben sich in Warteposition, um die Loreley zu passieren. So löst sich der Rückschau der Frachtschiffe langsam auf, der seit der Havarie des Tankschiffs am 13. Januar entstand. Danach ging für die Schifffahrtsunternehmen zunächst einmal nichts mehr. Die Schifffahrt war mehr als eine Woche gesperrt.

111 Schiffe sind allein am Samstag mit Hilfe von Schleppern an dem havarierten Tanker vorbeigeführt worden - per "kontrollierter Bergfahrt" rheinaufwärts. In Richtung Mainz fahren sie teils wie Perlen aufgereiht hintereinander her. Am Freitag hatten die ersten 92 der wartenden Frachter die Unfallstelle der "Waldhof" umschifft. Die Wasserstraße kommt wieder in Bewegung.

"Die Lage hat sich unterhalb sehr stark entspannt", sagt der stellvertretende Leiter des zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, Florian Krekel. In einer Art Lagestützpunkt auf der "Mainz" hat er auf dem Wasser die aktuellen Entwicklungen im Blick. Gleich nebenan wird am Nachmittag der größte der drei Kräne aufgebaut, die zur Bergung des Tankers zur Loreley geholt wurden: ein riesiges, schwimmendes Stahlungetüm.

"Atlas" und "Grizzly" in Position

Am Samstag konnte das erste Kranschiff "Atlas" am Havaristen positioniert werden. Atlas' Bruder, der Hebekran "Grizzly", folgte am Sonntagmorgen und wurde an der Deckseite des Tankers verankert. Zwischen den beiden sollten dann Drahtseile gespannt werden, die das gekenterte Schiff anheben können. "Im Prinzip kann man sich das dann vorstellen wie eine Hängematte", erklärt Krekel. Mit der kann der Havarist angehoben und gedreht werden. Doch der Vorgang kann dauern.

Anfang nächster Woche werden laut Krekel so erste Probenentnahmen möglich sein - das Schiff hat 2.400 Tonnen Schwefelsäure geladen. Hat sich die Ladung bereits mit Wasser vermischt, wäre das ein explosives Gemisch, und die Bergungsspezialisten müssten über besondere Vorsichtsmaßnahmen für die weitere Bergung beraten.

Es geht also voran auf dem Rhein. Dafür blieb aber sowohl am Samstag als auch am Sonntag den ganzen Tag über die Bundesstraße zwischen Kaub und St. Goarshausen gesperrt.

Schaulustige sollten die Arbeiten nicht behindern. Aber die fanden auch so ihr Plätzchen. Dieter und Ute Eufinger etwa sind extra aus Flörsheim in Südhessen gekommen. Unweit der Polizeiabsperrung filmt Dieter Eufinger am St. Goarshausener Ufer fleißig. Das Ehepaar ist fasziniert: "Da, schau, nimm das auf", unterbricht Ute ihren Mann dauernd beim Erzählen. Seit drei Stunden sind sie schon hier. "Ich habe zuletzt vor 25 Jahren einen fahrenden Schlepper gesehen", schwärmt der Hobbyfilmer.

Schaulustige mit Kind und Kegel

Die beiden können gar nicht genug kriegen von dem Verkehr auf dem Rhein - von den passierenden Schleppern und Frachtschiffen. Sie drehen seit Jahren Filme von Schiffen, Flugzeugen, Traktoren. Aber sie berührt auch "die tragische Geschichte" des Unfalls: "Es ist schön, dass in die Sache jetzt endlich mal Erfolg rein kommt", kommentiert Ute Eufinger den Fortgang der Bergungsarbeiten.

Ein Ehepaar ist aus Darmstadt zur Loreley gekommen, um sich das Hochwasser und die Bergung anzuschauen. Auch auf dem Loreleyfelsen sind sie schon gewesen, um das Geschehen von oben zu beobachten. Die Eufingers waren - ihr Tipp - aber auf der anderen Rheinseite beim Aussichtspunkt "Maria Ruh". "Mit Kind und Kegel kommen die Leute dahin, um sich den Tanker anzugucken", sagt Dieter Eufinger. Dabei wird es wohl erst richtig interessant, wenn die Kräne tatsächlich mit der Aufrichtung des havarierten Tankers beginnen.

Am Sonntag dürfen dann auch die ersten Schleppverbände die Unfallstelle passieren. Aber irgendwann müssen die Schiffe ja auch wieder zurück, wenn sie nach der Bergfahrt irgendwo rheinaufwärts, im Süden entladen haben. Doch bis die Talfahrt möglich ist, die Schiffe also auch wieder rheinabwärts Richtung Norden fahren können, schätzt Krekel, kann es noch bis zu zwei Wochen dauern.

(apd/awei)
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