Ex-Siemens-Vorstand Prozess gegen Uriel Sharef kommt voran

Die gerichtliche Aufarbeitung des milliardenschweren Korruptionsskandals bei Siemens steht vor dem Abschluss. Im Prozess gegen den einstigen Siemens-Vorstand Sharef ist die lange Liste der Zeugen abgehakt.

Siemens: Prozess gegen Uriel Sharef kommt voran
Foto: dpa, shp fpt nar

Der Strafprozess gegen den früheren Siemens-Vorstand Uriel Sharef kommt nach monatelanger Verhandlungsdauer in die entscheidende Phase. Als vorerst letzte Zeugin wurde am Dienstag Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl vernommen, die bei den Ermittlungen im Siemens-Schmiergeldskandal federführend war.

Nach ihrer Einschätzung dominierten früher im Siemens-Konzern vor allem Einzelinteressen. "Jeder war darauf fixiert, dass sein Ergebnis gut ist." Sie schilderte den Richtern mehrere Zeugenvernehmungen, die sie während ihrer Ermittlungen geführt hatte. Die dubiosen Zahlungen, auf die die Ermittler bei Siemens stießen, seien darin aber nicht beim Namen benannt worden. "Das Wort "Schmiergeld" wurde selten benutzt von Siemens-Mitarbeitern."

Sharef soll für ein Geschäft mit fälschungssicheren Ausweisen in Argentinien ein Bestechungssystem gedeckt haben und steht deshalb seit dem vergangenen Jahr wegen Untreue vor dem Landgericht München.
Er dürfte einer der letzten ehemaligen Siemens-Manager sein, der sich im Zusammenhang mit dem Schmiergeldskandal verantworten muss. Weitere Zeugen in dem Prozess sind zunächst nicht geladen. Möglicherweise kommt das Verfahren im Mai zum Abschluss.

Sein Anwalt Heiko Lesch hatte die Vorwürfe von Anfang an als absurd bezeichnet, der Staatsanwaltschaft chaotische Ermittlungsmethoden vorgeworfen und die Einstellung des Verfahrens beantragt.

Der milliardenschwere Schmiergeldskandal bei Siemens war im November 2006 mit einer Razzia der Münchner Staatsanwaltschaft ins Rollen gekommen. Über Jahre hinweg sollen bei Siemens insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro in schwarze Kassen geflossen sein, um lukrative Auslandsaufträge an Land zu ziehen. Den Elektrokonzern kostete die Aufarbeitung des Skandals 2,5 Milliarden Euro, etliche Beteiligte verloren ihren Job. Die Führungsspitze wechselte, die Bekämpfung der Korruption wurde großgeschrieben.

(dpa)
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