London England führt Gebühr für Plastiktüten ein

London · Der Durchschnittsbrite verbraucht 158 Einwegtüten pro Jahr. Nun soll er sieben Cent pro Stück zahlen.

Kulturschock im Königreich: Die Engländer müssen seit gestern fünf Pence bezahlen, umgerechnet rund sieben Cent, wenn sie beim Einkaufen eine Plastiktüte haben wollen. Während die meisten europäischen Länder eine solche Gebühr schon seit Jahren kennen, scheint den Insulanern jetzt der Himmel auf den Kopf zu fallen: "Plastiktütenchaos droht" titelte die "Daily Mail", und auch der "Daily Mirror" fürchtet ein "Chaos", weil aufgebrachte Einkäufer ihren Frust am Kassenpersonal auslassen könnten.

So schlimm wird es wohl nicht werden. Umfragen haben gezeigt, dass eine satte Mehrheit der Engländer mit der Gebühr leben könnte. Und als die Abgabe in Schottland, Wales und Nordirland eingeführt wurde, ging das ohne größere Volksaufstände über die Bühne. In Schottland hat man die Zahl der Gratis-Tüten um 147 Millionen Stück pro Jahr senken können.

Ähnliche Erfolge werden jetzt auch in England erwartet. Immerhin beanspruchte bisher der Durschnittsbrite 158 Einwegtüten pro Jahr, während es in Deutschland nur 71 sind. Das neue Gesetz soll den Verbrauch von Plastikbeuteln um 70 Prozent senken und so mehr als fünf Milliarden Tragetaschen pro Jahr einsparen. Das Geld, das mit der Gebühr eingespielt wird, geht in den meisten Fällen an Wohlfahrtsorganisationen - in den nächsten zehn Jahren dürfen sie, so die offiziellen Schätzungen, mit einem Geldregen von 730 Millionen Pfund rechnen. Allerdings hat der Gesetzgeber die Abgabe nur Unternehmen zugemutet, die mehr als 250 vollbeschäftigte Angestellte haben. Man wolle Tante-Emma-Läden nicht zusätzliche Lasten aufbürden.

Was die Sache zusätzlich erschwert: Die Bürokraten im Umweltministerium haben eine Reihe von Ausnahmeregelungen erlassen, bei denen ein Supermarkt keine Gebühr berechnen darf. Zum Beispiel, wenn rohes Fleisch eingekauft wird: Dieses bekommt eine eigene Gratis-Tüte. Gleiches gilt für unverpackte Blumen, Gemüse oder Kartoffeln, an denen noch Erde dran ist. Der Grund: Man will der Verunreinigung von Waren vorbeugen.

(RP)
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