Amsterdam Fahrstunden gegen Sex

Amsterdam · Wer in den Niederlanden kein Geld für den Führerschein hat, kann auch in Naturalien bezahlen. Einige Fahrschulen bieten ganz legal ein schlüpfriges Geschäft an. Der Justiz sind die Hände gebunden.

Fahrstunden gegen Sex? In Holland kein Problem
Foto: dpa, Tim Brakemeier

Es ist ein unmoralisches Angebot, mit dem einige Fahrschulen in den Niederlanden neuerdings um Fahrschüler werben. In Zeitungsannoncen werden Fahrstunden gegen Sex angeboten. Mit Versprechungen wie "Ritje voor een ritje", ein Ritt für einen Ritt, sollen vor allem junge, mittellose Frauen angesprochen werden, die sich sonst keinen Führerschein leisten könnten. Offenbar scheint es viele Frauen zu geben, die dazu bereit sind. Denn die Zahl solcher Angebote soll seit Wochen wachsen.

Das schlüpfrige Fahrgeschäft verstößt keineswegs gegen das Gesetz. Zwar hatte die Polizei zunächst wegen illegaler Prostitution ermittelt. Doch dann erklärte der niederländische Justizminister Ard van Steur in einer mehrseitigen Stellungnahme, dass die Praxis legal sei, solange die Fahrschüler nicht minderjährig sind - ein nicht unwichtiger Hinweis. Denn im Nachbarland können bereits 16-Jährige Fahrstunden nehmen, offiziell hinterm Steuer sitzen dürfen sie aber erst ab dem 18. Lebensjahr. Der Justizminister betonte, dass diese "Art der Bezahlung" ein bloßes Tauschgeschäft sei, weil kein Sex verkauft werde. Illegal und somit strafbar wäre es nur, wenn der Fahrschüler das Angebot "Ausziehen gegen Ausbildung" machen würde.

Auch wenn die Politik das anrüchige Treiben in den Fahrschulen nicht verbieten kann, begrüßen tut sie es nicht. Das sei durchaus unerwünscht, sagt etwa die niederländische Transportministerin Melanie Schultz van Haegen. Auf wenig Gegenliebe stößt diese Art des Verkehrs auch beim niederländischen Fahrschulen-Verband (VRB). Zwar habe man nichts gegen neue Geschäftsideen, aber das ginge eindeutig zu weit, heißt es beim VRB. Diese Betriebe seien auch nicht Mitglied im Verband. Eine VRB-Sprecherin sagte dem Nachrichtenportal "20min", dass die einschlägigen Fahrschulen legale Lizenzen besitzen würden und man sie deshalb nicht belangen könne. Sie könne allerdings nicht sagen, wie verbreitet der Fahrunterricht gegen Sex ist. Es gebe keine Statistik darüber. Der Verband hofft nun, dass die Steuerbehörde dem "Treiben hinterm Steuer" ein Ende macht.

Auch in Deutschland würde ein solch fragwürdiges Angebot einer Fahrschule nicht sofort als Prostitution eingestuft werden - nur im Wiederholungsfall. Den deutschen Fahrschulverbänden zufolge hat es so etwas hierzulande aber auch noch nicht gegeben.

Fahrschüler aus NRW, die erwägen sollten, ihren Führerschein auch horizontal in den Niederlanden machen zu wollen, müssen mindestens ein halbes Jahr im Nachbarland gemeldet sein. Die Preise für einen Führerschein in Holland sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Jedoch ist im Nachbarland eine Theorieprüfung nicht gesetzlich vorgeschrieben. Dort zählt nur der Praxistest.

(csh)
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