Dschungelcamp treibt alle an die Grenzen Ailton - die Nerven liegen blank

Düsseldorf · Ailton zusammen mit Micaela Schäfer über Nacht in der Dunkelkammer - das Dschungelcamp lieferte am Montag großes Kino. Grund genug für eine angemessene Würdigung von Ailtons Einmaligkeit.

Dschungel: Die schönsten Szenen mit Ailton
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Dschungel: Die schönsten Szenen mit Ailton

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Der Dschungel-Brasilianer mit dem kleinen Hang zum großen Phlegma fluchte, jammerte und zerterte über die gemeinen Ideen von RTL. Manchmal wirkte das so, als bettelte der Fußballer um seine Auswechslung. Wir analysieren die Schlüsselszene im Camp.

Ailton und die Nerven

Spätestens am Montagabend wurde klar: Das Dschungelcamp treibt den Ailton an seine Grenzen. Wohl fühlte er sich von Anfang an nicht, klagte über eine Erkältung. Und dann das. Er soll die Nacht zusammen mit Dauernackt-Model Micaela in einer Höhle verbringen. Als er von dieser Prüfung erfährt, ist das Entsetzen in sein Gesicht gemeißelt. Er wird unwirsch. "Das ist keine Prüfung, das ist Scheiße, Mann", nuschelt er in unnachahmlichem Ailton-Deutsch.

Dabei tigert er gequält durch die Höhle. Minutenlang zetert er. Über RTL. Die langweilige Idee. So engagiert haben wir den wunderbaren Ailton außerhalb der Bundesliga noch nie gesehen.

Er lamentiert wie nach einer Fehlentscheidung, breitet die Arme auseinander, jammert, wütet, protestiert. Natürlich ist es die wieder einmal verblüffend sachliche Micaela, die seinen Ärger abbekommt. "Das ist kein Spiel", mosert Ailton. "Isse ein Mensch. Und keine Robbo", meckert er und seine Augen weiten sich.

Ailton schimpft: "Für mi diese Scheiße und - ähähä - langweilig". Ailton belehrt RTL: "Machen grosse Show - und keine Ahnung, weissu?"Ailton klagt: "Mein Situassion mental, es isso, eine Bomb." Mehrfach wiederholt er: "Eine Scheiß-Situation", und dabei wird er richtig laut. Dann wieder verzweifelt er. "Nei, geht nix, tut mir Leid". Und dann, endlich, gibt er auch so etwas wie eine Begründung ab: Das Problem sei, dass Micaela gar nichts begreife. "Das Problem: Du bist eine Frau", vertraut er Micaela an. Trotz aller Bedenken: Die Nacht verläuft unfallfrei.

Doch es sind noch mehr Dinge, die im Zusammenhang mit Ailtons schweren Tagen im Camp auffallen.

Ailton und die Disziplin

Obwohl sich der ehemalige Profi-Fußballer alle Mühe gibt, Manieren zu zeigen, kommt der Macho in ihm dann doch manchmal durch. So etwa beim Wildpinkeln im Camp. Er und sein Kumpel Martin Kesici wollen sich den weiten weg zur Dschungeltoilette offenbar nicht aufbürden und urinieren kurzerhand neben die Schlafstellen der Campbewohner. Das Ganze unterliegt natürlich strengster Geheimhaltung, fliegt aber dank der zahlreichen Kameras relativ schnell auf, und die Schuldigen sollten bestraft werden. Ailton, der noch kurz versuchte, sich aus der Situation herauszuwinden, gesteht dann doch schließlich und entschuldigt sich. Für ihn aber alles halb so wild: "Ich denke nicht, dass ist so eine Dramat-Situation…"

Stärke zu zeigen, findet in seinem Selbstverständnis als Mann wohl wenig Raum. Wenn er nicht über eine Erkältung klagt, ist es seine Psyche, die ihm zu schaffen macht. Er fühlt sich im Camp nicht wohl und sucht immer wieder Halt und Motivation im Team. Seine Mitstreiter überreden ihn, nicht vorzeitig aufzugeben. Er spricht sich bei Jazzy aus, orientiert sich an Daniel Lopes. Und auch an Micaela, die Ailton zwar gerne als "starken Mann" beschreibt, ihm aber vormacht, wie das geht. Zuletzt im Erdloch: Denn während er jammert und sich über die Spieleauswahl von RTL klabt, bleibt sie zuhig, hört zu, zeigt verständnis - und sagt ihm, was zu tun ist.

Ailton und die Frauen

Sicher, Ailton mag Frauen. Er ist ihnen gerne zu Diensten, wenn sie nach ihm rufen. Wenn Micaela ihn braucht, legt er sich neben sie zum Kuscheln, Jazzy vertraut er seinen Seelenschmerz an. Andererseits erweist er sich aber auch als Mann der alten Schule mit klaren Vorstellungen von den unterschiedlichen Aufgaben für Mann und Frau. Als er zur Strafe fürs Wildpinkeln den Spüldienst übernehmen muss, zeigt er großes Unverständnis. Sein Urteil: "Das ist Arbeit für Frauen"

Ailton und die Fußball-Sprache

Täglich wird im Dschungelcamp deutlich, wo der Brasilianer die deutsche Sprache erlernt hat. Wer mit geschlossenen Augen zuhört, wähnt sich bei einem Interview nach einem Fußballspiel, so sehr haben sich die Profi-Floskeln in ihm eingebrannt. Vor seine Dschungelprüfung mit Ramona Leiß spricht Ailton von seiner "Top-Motivassion", im Dschungel-Keller mit Micaela erzählt er von seiner mentalen Verfassung.

Ailton und sein Körper

Der Südamerikaner wurde oft als "kleines, dickes Ailton" bezeichnet. Oder als Kugelblitz, weil er trotz seiner für einen Fußballer beachtlichen Leibesfülle ein Tempo auf den Platz brachte, mit dem viele Verteidiger nicht mitkamen. Ailton selbst war immer davon überzeugt, nicht der kleine dicke Brasilianer zu sein und nur im Fernsehen so rüberzukommen. Im Camp jedenfalls sieht er so aus wie zu seiner aktiven Zeit: Rundlich. Aber die Strapazen des Fußballerlebens sind ihm noch anzusehen. Er selbst glaube an seinen Körper. "Mein Körper geht noch", sagt er. Vier Tage muss er noch durchhalten.

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