TV-Serien Telenovelas brachten 2005 gute Quoten

Berlin (rpo). Das Erfolgsrezept im Fernsehjahr 2005 hieß: Telenovela. "Für Sat.1 war 'Verliebt in Berlin' das Highlight und die größte Überraschung", sagt Sendersprecherin Kristina Faßler. Auch das ZDF, das mit "Bianca - Wege zum Glück" im November 2004 die erste Telenovela ins deutsche Fernsehen brachte, und die ARD ("Sturm der Liebe") sind mit dem neuen Genre rundum zufrieden.

 "Bianca - Wege zum Glück" war die erste deutsche Telenovela und bescherte dem ZDF sehr gute Quoten.

"Bianca - Wege zum Glück" war die erste deutsche Telenovela und bescherte dem ZDF sehr gute Quoten.

Foto: zdf

Das ZDF startet am 16. Januar mit "Leben für die Liebe" bereits seinen dritten abgeschlossenen TV-Liebesroman. Sat.1 arbeitet an seinem zweiten.

"Wir haben das Produkt geliebt, aber solch einen überragenden Erfolg kann man nicht vorhersehen", sagt Faßler. Die Quoten der Ende Februar angelaufenen Serie mit Alexandra Neldel als Protagonistin Lisa Plenske seien stetig gestiegen. Nach durchschnittlich 3,8 Millionen Zuschauern (14,2 Prozent Marktanteil) im ersten Monat seien sie auf 4,4 Millionen (15,9 Prozent) im November angewachsen. Eine Hauptdarstellerin mit einem "gigantischen Identifikationspotenzial" und eine Welt, die jeder nachvollziehen könne, sieht sie unter anderem als Gründe für den Erfolg.

Die zweite Sat.1-Telenovela, die nach dem Ende von "Verliebt in Berlin" im Frühherbst 2006 anlaufen wird, soll laut Faßler wieder Humor haben, aber "definitiv eine andere Story" sein. Und: "Es ist schwerer, einen Erfolg zu wiederholen als einen zu machen." Die Latte hänge sehr hoch.

Mit Telenovelas könne man viel Erfolg haben, betont Faßler. Es sei aber auch klar geworden, dass das Genre per se keine Erfolgsgarantie sei - ein Seitenhieb auf die Anfang November gestartete ARD-Vorabendserie "Sophie - Braut wider Willen" mit Soap-Star Yvonne Catterfeld.

ARD-Programmdirektor Günter Struve räumt ein, dass die Vorabendserie - die bei der ARD nicht als Telenovela zählt - gemessen an den Erwartungen nur mittelmäßig laufe. Die Serie werde aber fortgesetzt. Die letzte Folge sei am 9. März zu sehen.

Die Telenovela "Sturm der Liebe" laufe dagegen "sehr gut". Die Serie habe zwar zäh begonnen, aber mittlerweile einen Marktanteil von knapp 20 Prozent und durchschnittlich etwa 2,2 Millionen Zuschauer. "Das haben wir auf diesem Sendeplatz gar nicht mehr gekannt - 'Fliege' hatte vorher rund die Hälfte", sagt Struve.

Er betont zugleich: "'Bianca' hat uns ja wirklich das Fürchten gelehrt. Wo sie auftauchte, wuchs kein Gras mehr." Mittlerweile seien aber die ARD-Natursendungen um 16.00 Uhr erfolgreicher als die ZDF-Nachfolge-Telenovela "Julia - Wege zum Glück".

Doch auch Telenovela-Vorreiter ZDF ist insgesamt hochzufrieden. Als Sender-Highlight des Jahres sieht Sprecher Peter Bogenschütz die Serie "Bianca". Die Quoten seien immer mehr gestiegen, und auch bei Nachfolgerin "Julia" sei das der Fall. Nach durchschnittlich 1,4 Millionen Zuschauern (12,7 Prozent) im Oktober seien sie bis Mitte Dezember auf 1,92 Millionen (13,9 Prozent) geklettert.

Dass eine weitere Telenovela einen Übersättigungseffekt auslösen könne, glaubt der Leiter der ZDF-Redaktion Unterhaltung Wort, Claus Beling, nicht. "Diese Erzählform wird noch für lange Zeit nicht wegzudenken sein", betonte er bei der Präsentation der ZDF-Telenovela Nummer drei. Sie sei in Zeiten knapper Gelder ein Optimum für alle Sender, da die Produktion günstiger sei als andere Formate.

Auch RTL erwägt eine Ausgabe. "Wir können uns gut vorstellen, unsere beiden Daily Soaps 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten' und 'Unter uns' durch eine Telenovela zu ergänzen. Daran arbeiten wir auch bereits ganz konkret", sagte RTL-Chefin Anke Schäferkordt im Herbst laut einem Medienbericht.

Die "Religion Simplicity" werde sich auf die eine oder andere Weise halten, glaubt der Medienwissenschaftler Norbert Bolz. Große Gefühle und einfache Plots seien sicher ein größerer Trend. Allerdings sieht er auch eine Gefahr, dass sich die Zuschauer an dem "Süßlichen wie bei Schokolade und Torten überfressen". Er kenne kein Angebot, das "man auf Dauer ertragen hätte - außer Fußball".

(afp)
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