Jahresrückblick 2012 Wie die Concordia eine Branche ins Wanken brachte

Düsseldorf · Als das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia im Januar vor der italienischen Insel Giglio auf Grund läuft, gerät eine ganze Branche in Schieflage. Aber die Katastrophe mit 32 Opfern bringt Verantwortliche auch zum Umdenken - vor allem in Sicherheitsfragen. Heute boomt der Markt, auch dank saftiger Rabatte.

Der Riss im Rumpf der Costa Concordia
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Der Riss im Rumpf der Costa Concordia

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Eigentlich soll es ein perfekter Abend werden - um die Reise durch das westliche Mittelmeer besonders reizvoll zu gestalten, soll die Costa Concordia die Küste der Insel Giglio extrem nah passieren. Unter Kapitänen ist das Manöver, das von Schiffshörner untermalt wird, unter dem Namen "Inchino" (dt.: "Verneigen") bekannt. Doch die Vorbeifahrt geht schief. Es ist 21.45 Uhr. Die Gäste sitzen gerade beim Essen, als ein Ruck durch die Costa Concordia geht. Etwa 95 Meter vor der Insel setzt die Concordia auf Grund, ein Stein frisst sich in den Rumpf. 70 Meter lang ist der Riss, durch den Wasser in das Innere des Schiffes strömt - das Kreuzfahrtschiff gerät in Schieflage.

Das Fazit dieser dramatischen Nacht des 13. Januar: 30 Menschen sterben, zwei Personen werden ein Jahr später immer noch vermisst. Unter den insgesamt 32 Opfern sind zwölf Deutsche, sieben Italiener, zwei US-Amerikaner, sechs Franzosen und zwei Peruaner. Kapitän Francesco Schettino wird verdächtigt, das Unglück herbeigeführt und das Schiff Stunden vor Abschluss der Evakuierung verlassen zu haben. Er muss sich zurzeit vor Gericht verantworten. Sollten ihn die Richter für schuldig befinden, drohen dem Italiener wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung 15 Jahre Haft - pro Todesopfer.

Gerüchte, Drogen, Alkohol

In den folgenden Wochen werden immer wieder Gerüchte laut: auf der Brücke hätten sich Personen befunden, die nicht zur Crew gehört haben, Drogen und Alkohol seien im Spiel gewesen. Kapitän Franscesco Schettino streitet all das ab, er will nun ein Buch mit seiner Version des Untergangs des Costa Concordia veröffentlichen.

Den Überlebenden bleiben nur schreckliche Erinnerungen. Und bis zu 11.000 Euro, die die Reederei als Entschädigung an die Betroffenen zahlt. Das Geld soll Kleidung, Schmuck und andere zurückgelassene Habseligkeiten ersetzen. Das Wrack der Costa Concordia gefährdet derweil die Meeresfauna und -flora rund um Giglio. Erst im Frühjahr 2013 wird es möglich sein das Schiff – das zurzeit zerlegt und aus dem Betriebsstoffe abgepumpt werden - zu bergen und in einen Hafen zu schleppen.

Doch das schwere Unglück der Costa Concordia soll nicht der einzige Unfall bleiben, der die Reederei "Costa Crociere " und die Öffentlichkeit im Jahr 2012 bewegt. Rund einen Monat nach dem Unglück vor der Insel Giglio bricht im Maschinenraum des Kreuzfahrtschiffes Costa Allegra ein Feuer aus. Am 27. Februar wird das Kreuzfahrtschiff mit 636 Passagieren und 413 Besatzungsmitgliedern etwa 260 Seemeilen vor den Seychellen im Indischen Ozean manövrierunfähig. Opfer sind bei diesem Unglück jedoch nicht zu beklagen.

Kunden sind verunsichert

Doch das Vertrauen der Menschen in die Kreuzfahrtbranche ist nachhaltig erschüttert. Beide Unglücke haben Konsequenzen – die Buchungen brechen ein. Potentielle Kunden zeigen sich zunehmend verunsichert - immer häufiger werden Fragen nach Sicherheitsstandarts und Deutsch-Kenntnissen der Crew laut. Die Unternehmen üben sich jedoch in Geduld, steuern mit verbesserten Sicherheitsvorkehrungen gegen und bieten attraktive Rabatte an.

Fast zwölf Monate nach den Unglücken dann gute Nachrichten für die Reederreien: Der Kreuzfahrtbranche ist durch die Havarie der Costa Concordia und dem Feuer auf der Costa Allegra kein nachhaltiger Schaden entstanden. Stattdessen zeigen Hochseekreuzfahrten sogar einen Aufwärtstrend bei den Buchungen – den Rabatte sei Dank!

(anch)
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