Letzer Verhandlungstag im NSU-Prozess vor der Sommerpause Zschäpes Anwälte keifen sich an

München · Eigentlich soll am vorletzten Verhandlungstag vor der Sommerpause im NSU-Prozess ein Zeuge über eine Schlägerei in Jena im Jahr 1999 aussagen. Er erscheint aber nicht. Die Prozessparteien nutzen den Tag für Anträge – und Streit.

Beate Zschäpe gibt sich selbstbewusst
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Foto: dpa, kne tba

Eigentlich soll am vorletzten Verhandlungstag vor der Sommerpause im NSU-Prozess ein Zeuge über eine Schlägerei in Jena im Jahr 1999 aussagen. Er erscheint aber nicht. Die Prozessparteien nutzen den Tag für Anträge — und Streit.

Im Münchner NSU-Prozess sind am Montag gleich mehrfach Verfahrensbeteiligte aneinandergeraten. Die Verteidiger des mutmaßlichen Terrorhelfers Ralf Wohlleben beschuldigten die Bundesanwaltschaft am vorletzten Verhandlungstag vor der Sommerpause, Beweismittel zurückzuhalten. Mehrere Anwälte von Opfern des "Nationalsozialistischen Untergrunds" äußerten sich erbost über einen Vortrag von Rechtsanwalt Wolfgang Heer, einem der Pflichtanwälte von Beate Zschäpe. Zschäpes Vertrauensanwalt Hermann Borchert wiederum schnitt Heer das Wort ab, tolerierte dann aber nach Rücksprache mit Zschäpe dessen Vortrag. Mehrere Nebenkläger und die Wohlleben-Verteidigung stellten neue Beweisanträge.

Der einzige für Montag geladene Zeuge erschien nicht vor Gericht. Wohllebens Verteidiger Olaf Klemke beantragte, den Zeugen zwangsweise vorführen zu lassen, ihm die entstandenen Kosten aufzuerlegen und mit einer Geldbuße zu bestrafen. Das Gericht entschied darüber am Montag noch nicht.

In teils scharfen Worten attackierte Verteidiger Klemke auch die Bundesanwaltschaft. Diese habe Vernehmungsunterlagen nicht rechtzeitig zu den Prozessakten gegeben, sondern in einem anderen Ermittlungsverfahren "geparkt" und als "Puzzle" erst weitergereicht, "wenn's denn mal genehm ist".

Zuvor hatte Zschäpe-Pflichtverteidiger Heer zahlreiche Fragen von Nebenklage-Anwälten beanstandet. Die Nebenkläger hatten im Juni Hunderte Fragen an Zschäpe gerichtet, die von ihrem Verteidiger Mathias Grasel mitgeschrieben, aber noch nicht beantwortet wurden.

Heer wurde allerdings von Zschäpes Wahlverteidiger Hermann Borchert gestoppt. Das Gericht unterbrach die Verhandlung. Erst nach vertraulichen Beratungen setzte Heer seinen Vortrag fort. Das Verhältnis zwischen Zschäpe und ihren drei Pflichtverteidigern Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm gilt seit langem als zerrüttet.

Zusätzlich handelte sich Heer Kritik der Nebenkläger ein. Sie monierten, er bringe seine Kritik an ihren Fragen zu spät an und begründe sie nicht ausreichend. Das Gericht forderte die Prozessparteien auf, bis zu diesem Dienstag Stellungnahmen dazu vorzubereiten.

Dienstag ist der letzte Prozesstag vor den Sommerferien. Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mittäterschaft an zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden vor.

(heif/dpa)
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