Washington Im All sind die USA auf Russen angewiesen

Washington · 30 Jahre lang war die Space-Shuttle-Flotte Amerikas Stolz; 2012 wurde die letzte Fähre eingemottet.

Es war das Ende einer Ära: Mit viel Wehmut verabschiedeten die Amerikaner im vergangenen Jahr ihre legendäre Space Shuttle-Flotte in den Ruhestand. Als letztes rollte vor einem Jahr die "Atlantis" ins Besucherzentrum des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral, wo sie seit diesem Sommer öffentlich ausgestellt ist. Zuvor waren bereits die anderen verbliebenen Raumfähren der Flotte – "Enterprise", "Endeavour" und "Discovery" – zu ihren endgültigen Ruheplätzen in verschiedenen US-Museen gebracht worden. Rund 30 Jahre lang war das Shuttle-Programm Amerikas Garant der Vormachtstellung im All. Eine ganze Generation von Amerikanern wuchs mit der Flotte auf, die mehr als 870 Millionen Kilometer zurücklegte und dabei mehr als 21 000mal die Erde umrundete und 852 Crewmitglieder transportierte. Die Shuttles wurden zu nationalen Ikonen. Aber die horrenden Kosten – ein Transport zur Internationalen Raumstation ISS kostete zuletzt 700 Millionen Euro – und die Unglücke der "Challenger" und der "Columbia", bei denen 14 Astronauten ums Leben kamen, setzten dem Programm ein Ende.

Im Juli 2012 kehrte die "Atlantis" zum letzten Mal aus dem All zurück. Doch wie sollte es weitergehen? Astronauten und Versorgungsnachschub mussten doch weiter zur ISS gebracht werden, schließlich gab es bestehende Verträge. "In der Geschichte der bemannten Raumfahrt gab es immer ein Nachfolgeprogramm", klagte Nasa-Manager Mike Leinbach öffentlich. "Jetzt haben wir nichts, und es ist mir peinlich, dass wir nichts haben." Die USA sind jetzt auf Partner angewiesen. Der wichtigste davon ist Weltall-Konkurrent Russland – derzeit das einzige Land der Welt, das Menschen zur ISS und wieder zurück zur Erde bringen kann. Gerade erst wurden die Preise für die Mitfahrgelegenheiten erhöht: Pro Person wird ein Hin- und Rückflug an Bord einer russischen Sojus-Kapsel 71 Millionen US-Dollar (54,5 Millionen Euro) kosten – sieben Millionen mehr als zuvor. Für die Verlängerung des 2016 auslaufenden Vertrages um ein Jahr bis 2017 zahlt die Nasa der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos insgesamt 424 Millionen US-Dollar. Der zweite Partner ist die Privatindustrie. Insgesamt fünf Unternehmen hat die Nasa damit beauftragt, Transportshuttles für Crew und Fracht zu entwickeln. SpaceX bekommt von der Nasa bis 2016 beispielsweise rund 1,6 Milliarden Dollar für seine "Dragon"-Flüge. Der Vertrag mit Orbital hat nach Angaben der Nasa ein Gesamtvolumen von rund 1,9 Milliarden Dollar.

(dpa)
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