Kathmandu Zwölf Tote - Drama am Mount Everest

Kathmandu · Beim schwersten Unglück in der Geschichte des Alpinismus am Mount Everest sind mindestens zwölf nepalesische Bergsteiger gestorben. Eine Lawine habe die Männer am frühen Freitagmorgen oberhalb des Basislagers erfasst und unter sich begraben, sagte gestern Dipendra Poudel vom Tourismusministerium. Sieben Nepalesen seien geborgen worden, manche von ihnen schwer verletzt. Weitere Menschen würden noch vermisst, sagte Poudel. Die Bergsteiger waren demnach am höchsten Berg der Welt auf dem Weg zum Camp 1, um dort für fünf große Expeditionen Zelte aufzubauen und Essen einzulagern. Die meisten Opfer seien Bergführer und Träger aus der Region.

Das Frühjahr gilt als beste Zeit, um den 8848 Meter hohen Berg zu erklimmen - die meisten erfolgreichen Besteigungen gibt es im Mai. Nach Angaben lokaler Medien hatte es in den vergangenen Tagen aber heftig geschneit. Die örtliche Zeitung "Himalaya Times" berichtete, fast 100 Bergsteiger und Träger säßen oberhalb des Lawinenabgangs fest und könnten nicht absteigen.

Zahlreiche Polizisten und Soldaten stiegen nach offiziellen Angaben auf, um am Berg nach Überlebenden unter den Schneemassen zu suchen. Helikopter brachten die Leichen und Verletzten nach Solukhumbu.

Derzeit warten im Basislager auf 5364 Metern Höhe zahlreiche Bergsteiger aus aller Welt auf den Aufstieg. "Die Sherpas und andere Bergführer sind wochenlang am Berg und steigen mehrfach auf und ab, um die Fixseile anzubringen und die Lager fertigzumachen", sagte Poudel. Nach Angaben der "Himalaya Times" erhielten in diesem Jahr 334 Bergsteiger in 31 Teams die Erlaubnis, auf das Dach der Welt zu klettern.

Der Mount Everest wurde erstmals 1953 von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay bestiegen. Seitdem standen mehr als 4000 Menschen auf dem höchsten Punkt der Erde. Mehr als 400 starben an den Flanken des Everest. Das bislang schwerste Unglück auf dem höchsten Berg der Erde ereignete sich 1996, als acht Bergsteiger in einem schweren Schneesturm ums Leben kamen.

Jedes Jahr erklimmen Hunderte Touristen den Berg. Allein im vergangenen Jahr erklommen 562 Menschen den Mount Everest von nepalesischer Seite aus. Darunter waren erstmals Zwillingsschwestern, eine Frau aus Saudi-Arabien und ein Mann ohne Hände. Künftig will die nepalesische Regierung Rekorden stärker Einhalt gebieten. Umstrittene Premieren wie die erste Hochzeit auf dem höchsten Berg der Welt oder der erste Video-Anruf sollen der Vergangenheit angehören.

Für mehr Ordnung am Berg hat die nepalesische Regierung auch neue Regeln erlassen. So müssen alle Bergsteiger nun ihren Müll wieder mit herunterschleppen, zum Beispiel Sauerstoffflaschen, Dosen, alte Zelte und Kartuschen. Mindestens acht Kilogrammen Abfall sollen sie im Basislager abgeben, sonst droht eine Strafe. Außerdem sind im Basislager nun Soldaten und Polizisten stationiert. Eine neue Gebührenordnung sorgt zudem dafür, dass Solo-Bergsteiger und Kleingruppen in Zukunft bevorzugt werden und große Expeditionen mehr zahlen müssen.

(dpa)
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