Charlottesville Trump macht erneut Rechte und Linke für Gewalt verantwortlich

New York · Als Donald Trump auf Charlottesville angesprochen wird, platzt dem US-Präsident der Kragen. Die Pressekonferenz entgleist. Trump attackiert die Presse. Der frühere Anführer des Ku-Klux-Klan bedankt sich anschließend bei ihm.

US-Präsident Donald Trump hat seine erste Reaktion auf die Gewalt bei der Rassisten-Kundgebung in Charlottesville vehement verteidigt und erneut beiden Seiten die Schuld gegeben. "Es gab auf der einen Seite eine Gruppe, die schlimm war, und es gab auf der anderen Seite eine Gruppe, die ebenfalls sehr gewalttätig war", sagte Trump am Dienstag in New York. Damit verteidigte der US-Präsident Neonazis gegen Gegendemonstranten.

Bei einem Neonazi-Aufmarsch am Samstag war ein mutmaßlicher Rechtsextremist in eine Gruppe von Gegendemonstranten gefahren. Er tötete eine Frau und verletzte mehrere Teilnehmer schwer. Trump geriet in Kritik, weil er die Rechtsextremisten der "White Supremacy"-Bewegung nicht explizit verurteilte.

In seiner ersten Reaktion hatte Trump von "Gewalt von vielen Seiten" gesprochen. Er vermied es, Rassisten und Neonazis beim Namen zu nennen. Er bekam daraufhin erheblichen Druck und Kritik auch aus den eigenen Reihen. Erst am dritten Tag nach den Zwischenfällen distanzierte sich Trump öffentlich von Rassisten und dem Ku Klux Klan.

Am Dienstag verteidigte der amerikanische Präsident sein Zögern vom Samstag und fiel inhaltlich auf sein erstes Statement zurück. "Ich wollte sicher sein, dass das, was ich sage, korrekt ist", sagte Trump. Man sage nicht sofort etwas, wenn man die Fakten nicht genau kennt, "anders als viele Reporter". Und anders als mancher Politiker habe er nicht einfach irgendein rasches Statement machen wollen. Allerdings hat er in der Vergangenheit eine Vielzahl von Zwischenfällen via Twitter sofort als Terrorakt bezeichnet, obwohl Lage und Hintergründe noch völlig unklar waren, zum Beispiel die Attacke auf ein Kasino auf den Philippinen am 1. Juni. Der Angriff war nicht das Werk von Terroristen.

Pressekonferenz läuft aus dem Ruder

Es war nicht geplant gewesen, dass es noch einmal um Charlottesville geht. Trump sprach am Dienstag in der Lobby des Trump-Towers. Eigentlicher Anlass war ein Statement zur Infrastruktur in den USA. Im Anschluss ließ der US-Präsident Fragen vom Reportern zu. Das Hin und Her lief zeitweise aus dem Ruder.

Trump war sicht- und hörbar verärgert. In Charlottesville seien längst nicht nur Rassisten und Nationalisten auf der Straße gewesen, sondern auch unschuldige Demonstranten, die etwa am Vorabend friedlich gegen den Abriss der Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee hätten protestieren wollen, sagte der US-Präsident. Er habe sich das alles sehr genau angesehen. Beide Seiten seien aufeinander losgegangen. Es habe "auf beiden Seiten sehr anständige Leute" gegeben.

Am Vorabend der gewalttätigen Zusammenstöße waren in Charlottesville Neonazis und andere Ultrarechte durch die Stadt gezogen. Viele trugen Fackeln, hatten den rechten Arm zum Hitlergruß erhoben und riefen "Tod den Juden!".

Früherer Ku-Klux-Klan-Chef bedankt sich

Trump sagte, die Medien hätten erneut sehr unfair berichtet, sowohl über ihn selbst, als auch über die tatsächlichen Ereignisse vom Wochenende. Die Medien seien aber "Fake" und nicht ehrlich.

Vor dem Hintergrund der "Alt Right", die als eine Art "Alternative Rechte" ein Sammelbecken für Ultrarechte und auch Neonazis ist, sagte Trump: "Was ist mit der Alt-Left, die die, wie Sie es nennen, 'Alt Right' angegriffen haben? Gibt es da irgendeinen Anschein von Schuld?" Diese Geschichte habe zwei Seiten.

Minuten nach Trumps Einlassungen twitterte der frühere Ku-Klux-Klan-Chef David Duke, er danke dem Präsidenten für seine Aufrichtigkeit und den Mut, die Wahrheit zu Charlottesville auszusprechen und die "Linksterroristen" in der Bewegung "Black Lives Matter" und der Antifa zu verdammen.

Trump sagte, die Ereignisse von Charlottesville seien ein schrecklicher Moment für die USA gewesen. Mit seine Einlassungen vom Dienstag fiel der Präsident deutlich hinter sein Statement vom Montag zurück. US-Medien wiesen darauf hin, dass Trumps Argumentation der rechter Talk-Radios sehr ähnlich sei. Diese Sender sind wichtig für Trumps Basis.

Trump gerät in Rage

Trump vermied es am Dienstag erneut, die Attacke mit dem Auto als Terrorismus zu bezeichnen, anders als viele Republikaner und auch sein eigener Chefankläger Jeff Sessions. "Ist das Mord? Ist das Terrorismus?" Der Fahrer des Wagens sei ein Mörder.

Trump fragte: "Sollen wir jetzt auch die Statuen George Washingtons abreißen", weil der frühere US-Präsident Sklaven gehalten habe? Vor allem in den Südstaaten der USA gibt es vielerorts eine Kontroverse um den Umgang mit Denkmälern, die an den Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd erinnern.

Gefragt, ob er nicht nach Charlottesville reisen wolle, sagte Trump zunächst, er habe dort ein Haus. US-Medien berichteten, das stimme nicht. Als die Pressebegegnung vorbei war, rief Trump aufgebracht in die Halle, er besitze eines der größten Weingüter des Landes, und dieses sei in Charlottesville. Auf der Webseite des Weingutes wird indes Wert darauf gelegt, Besitzer sei die Eric Trump Wine Manufacturing, diese habe weder mit Donald Trump noch seiner Organisation zu tun.

(wer/REU/AP/afp)
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