Frankreich "Militär-Chef" der ETA festgenommen
Madrid (RPO). Der nach spanischen Regierungsangaben derzeit ranghöchste Anführer der baskischen Untergrundorganisation ETA ist im Nordwesten Frankreichs gefasst worden. "Militärchef" Ibon Gogeascoechea Arronategui sei am Sonntag in dem Dorf Cahan in der Normandie festgenommen worden, erklärte das spanische Innenministerium.
Spaniens Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba sagte in Madrid, die Festnahme sei von "großer Bedeutung". Der 54-jährige Arronategui wurde demnach bei einem gemeinsamen Einsatz der französischen Polizei und des spanischen Zivilschutzes festgenommen. Arronategui ist nach spanischen Einschätzungen der derzeit wichtigste Anführer der Organisation.
Die Aktion trifft damit erneut die Führungsriege der baskischen Untergrundorganisation, nachdem Arronateguis drei Vorgänger zwischen November 2008 und April 2009 gefasst wurden.
Neben dem "Militärchef" wurden am Sonntag nach den Angaben zwei weitere mutmaßliche ETA-Mitglieder in Gewahrsam genommen. Dem 26-jährigen Beinat Aguinalde Ugartemendia wird der Mord an einem sozialistischen Politiker im März 2008 sowie an einem Geschäftsmann im Dezember desselben Jahres vorgeworfen. Der 55-jährige Gregorio Jimenez Morales soll einem ETA-Kommando angehören, das Ausrüstung für Anschläge geliefert haben soll, darunter für ein geplantes Attentat auf den früheren spanischen Regierungschef José Maria Aznar lieferte.
Waffen und Sprengstoff sichergestellt
Wie aus Justizkreisen in Paris verlautete, wurden die drei Männer in einer ländlichen Herberge in Cahan festgenommen. Nach spanischen Angaben wurden bei der Durchsuchung der Unterkunft der mutmaßlichen ETA-Mitglieder und ihres Fahrzeugs mehrere Waffen, Sprengstoff, Geld, gefälschte Dokumente und Computerausrüstung sichergestellt.
Rubalcaba sagte in Madrid, die beiden außer Arronategui festgenommen Männer hätten einem Kommando angehört, das nach Spanien reisen wollte, um dort Anschläge zu verüben. Sie seien nach Cahan gekommen, um sich von ihrem "Militärchef" zu verabschieden und letzte Anweisungen entgegenzunehmen, wie es bei der ETA üblich sei, sagte er auf einer Pressekonferenz. Die ETA habe seit Jahresbeginn die "schlimmsten zwei Monate ihrer Geschichte" erlebt, 32 ihrer Mitglieder seien festgenommen worden.
Die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte ETA kämpft seit vier Jahrzehnten gewaltsam für die Unabhängigkeit des Baskenlandes im Norden Spaniens und im Süden Frankreichs. Sie wird für den Tod von mehr als 820 Menschen verantwortlich gemacht. Spanien vermutet zudem, dass die ETA unter dem hohen Fahndungsdruck in Frankreich und Spanien zunehmend nach Portugal ausweicht. Anfang Februar war ein Sprengstofflager im portugiesischen Casal da Averela ausgehoben worden.
