SMS-Versand im Iran nicht mehr möglich Mussawi prangert Manipulationen an

Teheran (RPO). Im Iran laufen die Präsidentschaftswahlen auf Hochtouren. Der Andrang auf die Stimmlokale ist riesengroß, die Wahlkommission rechnet mit einer hohen Beteiligung. Reibungslos scheint die Abstimmung jedoch nicht abzulaufen - Herausforderer Mir Hossein Mussawi beschwerte sich über den Ausfall des Mobilfunknetzes und Behinderungen bei der Wahlbeobachtung.

Drei Männer gegen Ahmadinedschad
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Eine hohe Wahlbeteiligung könnte dem Reformer Mussawi, der den konservativen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad abzulösen hofft, eigentlich von Nutzen sein. Doch Mussawi äußerte sich sich nach seiner Stimmabgabe wütend darüber, dass es im Iran plötzlich nicht mehr möglich sei, SMS-Botschaften zu verschicken.

Seine meist jugendlichen Anhänger hatten in den letzten Wochen immer wieder per SMS zur Wahl des früheren Ministerpräsidenten aufgerufen. Das Fernmeldeministerium bestätigte der Nachrichtenagentur AP, dass das Netz seit Mittwoch außer Betrieb sei. Die Ursachen würden noch untersucht.

Mussawi selbst warf der staatlichen Telekommunikationsbehörde vor, das Netz mutwillig lahmgelegt zu haben. Dies widerspreche den gesetzlichen Vorschriften. Des weiteren beklagte er, dass seine Anhänger in mehreren Stimmlokalen an der Wahlbeobachtung gehindert worden seien.

Mussawis Frau mobilisiert die Jugend

Die Vorwürfe der Reformer waren bezeichnend für die Stimmung im Lande nach einem Wahlkampf, der mit harten Bandagen ausgefochten wurde. Das geistliche Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Chamenei rief die Wähler am Freitag zur Ruhe auf, da Spannungen dem Volk nur schaden würden. Chamenei hat keine Präferenz für einen der vier Kandidaten erkennen lassen. Neben Ahmadinedschad und Mussawi sind dies der Reformer und frühere Parlamentspräsident Mahdi Karrubi sowie der konservative ehemalige Kommandeur der Revolutionsgarden Mohsen Resaei.

Letzeren wurden nur geringe Chancen eingeräumt. Sie könnten die jeweils führenden Kandidaten ihres Lagers jedoch um die absolute Mehrheit bringen, so dass eine Stichwahl erforderlich würde. Diese würde am 19. Juni stattfinden.

Besonders jüngere Iraner unter 30, die gut ein Drittel der 46 Millionen Stimmberechtigten ausmachen, unterstützen Mussawi. Sie versprechen sich von ihm größere persönliche Freiheiten, eine Öffnung zum Westen und eine bessere Wirtschaftspolitik.

Für die Mobilisierung der Jugend, insbesondere der jungen Frauen, hat Mussawis Ehefrau Sarah Ranahward entscheidend beigetragen. Als ehemalige Dekanin der Al-Sahra-Universität in Teheran weiß sie außerdem die Mehrheit der Intellektuellen hinter sich.

Oberste Machtbefugnisse beim Klerus

Ahmadinedschad hat seine Anhänger dagegen bei der Landbevölkerung und den Armen im Süden von Teheran. Er zeigte sich bei seiner Stimmabgabe siegessicher. "Eine starke und revolutionäre Entscheidung des Volkes wird eine leuchtende und fortschrittliche Zukunft der Nation ermöglichen", sagte der Präsident. Seine Gegner werfen ihm vor, den Iran mit einer verfehlten Wirtschaftspolitik und seinem harten Konfrontationskurs gegenüber dem Westen in die Isolation und an den Rand des Abgrunds geführt zu haben.

Der Präsident ist im Iran der höchste gewählte politische Vertreter. Sein politischer Handlungsspielraum ist dennoch begrenzt, da der Klerus unter der Führung von Chamenei in allen wichtigen Fragen das letzte Wort hat - so auch über das umstrittene iranische Atomprogramm.

(AP)
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