Pulverfass Nahost Raketenangriff auf Israel fordert Todesopfer

Jerusalem (RPO). Erstmals seit dem Gaza-Krieg ist in Israel ein Mensch durch einen Raketenangriff radikaler Palästinenser ums Leben gekommen. Israel kündigte nach dem Tod eines Thailänders in der Kooperative Netiv Ha'asara nahe dem Gazastreifen Vergeltung an. Zu dem Anschlag bekannte sich die bislang unbekannte Gruppe Ansar al-Sunna.

Eine Stunde vor dem Einschlag des Geschosses hatte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton das Palästinenser-Gebiet besucht. Sie verurteilte wie auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den Angriff. Ban hielt sich in Moskau auf. Dort sollte das Nahost-Quartett am Freitag versuchen, den Friedensprozess in der Region wieder in Gang zu bekommen. Nach dem Streit zwischen den USA und Israel über den Siedlungsbau in Ost-Jerusalem wurde der US-Nahostgesandte George Mitchell für Sonntag in Nahost erwartet.

Seit dem Ende des Gaza-Kriegs im Januar 2009 haben die Palästinenser vom Gaza-Streifen aus sporadische Raketenangriffe auf Israel ausgeführt. Meist gab es keine Opfer. Israel antwortet auf den Beschuss regelmäßig mit Luftangriffen, die diesmal heftiger ausfallen könnten: Vize-Ministerpräsident Silvan Schalom sagte, mit dem Angriff sei eine Grenze überschritten werden. "Die israelische Antwort wird angemessen sein. Sie wird stark sein."

Zu dem Anschlag bekannte sich die bislang unbekannte Gruppe Ansar al-Sunna. Sie begründete den Angriff mit "der anhaltenden zionistischen Aggression gegen unser Volk in Jerusalem", möglicherweise eine Anspielung auf israelische Pläne zur Renovierung von heiligen Stätten. Das Bekenntnis deutet auf eine Spaltung unter den radikalen Kräften im Gazastreifen hin.

Spaltung innerhalb der Palästinenser

Dort hatte die Hamas 2007 nach Kämpfen gegen Anhänger von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas die Macht an sich gerissen. Seit dem Krieg spricht sie sich mit einem Verweis auf die israelischen Vergeltungsangriffe gegen weitere Raketenangriffe aus. Dies passt vielen radikaleren Gruppen nicht. In einer Erklärung der Hamas hieß es, Israel habe sich den Angriff selbst zuzuschreiben.

Am Freitag sollen sich Ban und Ashton in Moskau mit US-Außenministerin Hillary Clinton und ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow treffen. Im russischen Rundfunk räumte Ban ein, dass die vorgesehenen indirekten Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern "nicht das beste Szenario" seien. "Zu direkten Verhandlungen gibt es keine Alternative", sagte er. Selbst die indirekten Verhandlungen stehen infrage, nachdem Israel den Bau von 1600 weiteren Siedlungen in Ost-Jerusalem angekündigte.

Auch der engste Verbündete, die USA, zeigte sich über diesen Schritt empört und verschob eine Reise des Gesandten Mitchell in die Region. Nach Angaben aus Palästinenser-Kreisen soll der Besuch nun am Sonntag nachgeholt werden. Zuvor wird Mitchell am Freitag in Berlin erwartet, wo er mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprechen soll.

(RTR/felt)
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