Ultranationalisten demonstrieren in Russland Tausende Rechte marschieren durch Moskau

Moskau · Mit Fahnen und Ikonen marschieren extreme Rechte durch Moskau. Sie fordern etwa Visumspflicht für Gastarbeiter aus Zentralasien und dem Kaukasus. Kritiker warnen, der "Russische Marsch" vertiefe den Graben zwischen den Völkern im Riesenreich.

Tausende extreme Rechte marschieren durch Moskau
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Erstmals seit Jahren sind beim "Russischen Marsch" Tausende Ultranationalisten durch das Moskauer Stadtzentrum gezogen. Die Organisatoren sprachen am Sonntag von rund 20 000 Demonstranten, die auch gegen Kremlchef Wladimir Putin protestierten. Nach Angaben der Polizei waren es etwa 6000 Menschen. Darunter waren auch ultraorthodoxe Gläubige, die Ikonen und Kreuze trugen.

Bürgerrechtler und Migrantenverbände kritisierten, die Aktion am Feiertag der Nationalen Einheit verstärke die ethnischen Probleme in dem Vielvölkerstaat. Zudem warnten sie vor einer Hetzjagd auf Gastarbeiter aus dem Kaukasus oder Zentralasien. Nach Ende der Kundgebung prügelten sich Dutzende Ultranationalisten in einer Metrostation mit Antifaschisten.

Putin legte gemeinsam mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill vor der Basiliuskathedrale auf dem Roten Platz Blumen nieder. Es war der erste öffentliche Auftritt des Präsidenten, nachdem zuvor mehrere Medien über Putins Gesundheitszustand gerätselt hatten. Der Kreml hatte den Tag der Nationalen Einheit 2005 eingeführt, als Ersatz für den gestrichenen Feiertag zu Ehren der kommunistischen Revolution. In diesem Jahr soll besonders an den Sieg über Polen 1612 und den Triumph über Napoleon 1812 erinnert werden.

Mit Trommeln und einer überdimensionalen schwarz-gelb-weißen Zarenfahne zogen die Nationalisten am Moskwa-Fluss entlang. Immer wieder brannten Teilnehmer des Marsches Leuchtfeuer ab. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt die Kundgebung nur in einem Vorort genehmigt. Etwa 2000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Die Polizei nahm rund 25 Rechtsextreme fest, die Hakenkreuze auf ihren Mänteln trugen, wie die Agentur Interfax meldete.

Der prominente Oppositionsführer Alexej Nawalny erschien entgegen seiner Ankündigung nicht. Angeblich war er krank. Kritiker werfen ihm vor, populistische Forderungen nach Visumspflicht für Gastarbeiter aus dem Kaukasus oder Zentralasien zu unterstützen.

Auch in Dutzenden anderen Städten zwischen der Ostsee-Exklave Kaliningrad (Königsberg) und dem Pazifikhafen Wladiwostok marschierten Hunderte Nationalisten auf. In Jekaterinburg am Ural seien 200 Teilnehmer festgesetzt worden, teilten die Organisatoren mit. Dort hatten die Behörden den Marsch nicht genehmigt.

(dpa)
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