Nordirlands neue Regierung Vom Karfreitagsabkommen bis zur neuen Einheitsregierung

Belfast (RPO). In Nordirland wurde nach jahrzehntelangem Kampf zwischen Katholiken und Protestanten eine neue Ära eingeläutet: Neun Jahre nach dem so genannten Karfreitagsabkommen sind am Dienstag der protestantische Politiker Ian Paisley und der stellvertretende Führer der IRA-nahen Sinn Fein, Martin Guinness, an die Spitze einer Allparteienkoalition gewählt worden.

Möglich wurde diese Regierung erst, nachdem die radikalen Democratic Unionists (DUP) von Paisley im März ihren Widerstand gegen eine Zusammenarbeit mit der Sinn Fein aufgegeben hatten, die als politischer Arm der Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) gilt.

Unmittelbar nach seiner Wahl zum Ersten Minister legte der 81-jährige Paisley vor dem Parlament in Belfast den Amtseid ab. Darin gelobte er, mit den Katholiken und der Regierung der benachbarten Republik Irland zusammenzuarbeiten. Auch sein Stellvertreter McGuinness wurde anschließend vereidigt. Nach der Vereidigung der beiden wurde das zwölfköpfige Kabinett gebildet.

Die Zusammensetzung der Allparteienregierung entspricht der Sitzverteilung der einzelnen Parteien im Parlament von Nordirland. Auf Paisleys DUP entfallen fünf Kabinettsposten, auf die Sinn Fein vier, auf die gemäßigte protestantische Partei Ulster Unionists zwei und auf die katholische Social Democratic and Labour Party einer.

Nach der Regierungsbildung fand eine Zeremonie im Foyer des Parlaments statt, an der auch der britische Premierminister Tony Blair und der irische Ministerpräsident Bertie Ahern sowie der britische Nordirlandminister Peter Hain teilnahmen.

Die Bemühungen um einen Frieden zwischen den verfeindeten Parteien in der britischen Provinz Nordirland laufen seit Jahrzehnten und haben immer wieder Rückschläge erlitten. Ein Durchbruch wurde mit dem so genannten Karfreitagsabkommen vom 10. April 1998 erzielt. Die auf dieser Grundlage eingesetzte nordirische Selbstverwaltung, die im Oktober 2002 suspendiert wurde, ist am Dienstag mit der Bildung der Allparteienregierung vollendet worden. Eine Chronik der Ereignisse.

(ap)
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