Peking Chinas Reiche fliehen nach Kanada

Peking · Über Hongkong versuchen die Millionäre ihr Geld außer Landes zu bringen.

In den vergangenen Jahren haben sich so viele Millionäre aus China beim kanadischen Generalkonsulat in Hongkong um einen kanadischen "Investorenpass" beworben, dass die Regierung in Ottawa das Programm einfrieren musste. Das Ziel dieser Pässe ist es, Investoren aus aller Welt nach Kanada zu locken. Viele Superreiche aus China nutzen es jedoch offenbar vor allem, um ihr Vermögen in Sicherheit zu bringen. Das zeigen Recherchen der "South China Morning Post".

Allein von 2009 bis 2011 bewarben sich 63 796 aus der Volksrepublik stammende Superreiche über das Konsulat bei den kanadischen Einwanderungsbehörden. Sie wollen sich den Status eines Auslandsinvestoren erwerben und so ein Einwanderervisum erhalten. 2011 machten die in Hongkong eingereichten Anträge 86 Prozent aller weltweit gestellten derartigen Ersuchen aus. 99 Prozent der Hongkonger Anträge sollen zudem von Festlandchinesen aus der Volksrepublik gestellt worden sein. Bis Ende 2012 addierten sich allein die Investitionsversprechen aus China auf 7,5 Milliarden Kanada-Dollar.

Festland-Chinesen umgehen mit der Bewerbung in Hongkong die Aufsicht der chinesischen Behörden. Zwar gehört Hongkong zu China, Steuerbehörden und Parteikontrolleure haben auf die Sonderverwaltungszone aber keinen direkten Zugriff. Die kanadischen Behörden sind mit der Bearbeitung der Anträge völlig überfordert. 2012 konnten sie nur 3643 Investorenvisa genehmigen. Allein beim Hongkonger Konsulat türmt sich ein Überhang von 53 580 Anträge auf.

Anspruch auf das Spezialvisum kann jeder anmelden, der ein Vermögen von mindestens 1,6 Millionen kanadische Dollar besitzt und bereit ist, davon 800 000 Dollar (rund 532 000 Euro) in Kanada für fünf Jahre als zinsfreies Darlehen zu "investieren", schrieb die Zeitung.

Mehr als 1,05 Millionen Chinesen besitzen heute ein Vermögen von jeweils über 1,2 Millionen US-Dollar. Oft sind dabei politische Macht und Reichtum miteinander verzahnt. So enthüllte zuletzt ein internationales Journalisten-Netzwerk die Kapitalflucht von Chinesen in karibische Steuerparadiese – unter anderem auch von Familienangehörigen der politischen und militärischen Eliten. Die Pekinger Führung schottete ihr Land vor den Enthüllungen ab.

(RP)
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