Umstrittene Afghanistan-Predigt Käßmann wehrt sich gegen Kritiker

Berlin (RPO). Margot Käßmann hat einen Sturm der Entrüstung bei Regierung und Opposition ausgelöst: In ihrer Neujahrspredigt forderte die EKD-Ratsvorsitzende einem schnellen Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan. Jetzt wies die Bischöfin die Kritik zurück.

Margot Käßmann: Frau voller Widersprüche
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"Wer meine Neujahrspredigt liest, sieht glasklar, dass dort kein sofortiger Abzug deutscher Streitkräfte aus Afghanistan gefordert wurde", sagte Käßmann dem epd am Sonntag. Sie betonte darüber hinaus, dass die militärische Option zu Lasten der zivilen und politischen Handlungsmöglichkeiten bevorzugt würden.

Käßmanns Äußerungen in der Neujahrspredigt hatten zuvor harsche Reaktionen hervorgerufen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte daraufhin der "Welt am Sonntag": "Frau Käßmann sollte nicht übersehen, dass die Bundeswehr im Auftrag der Vereinten Nationen in Afghanistan ist. Wir brauchen im 21. Jahrhundert mehr Zusammenarbeit - beim Kampf gegen den Terrorismus ebenso wie beim Umweltschutz und bei der Regulierung der Finanzmärkte. Davon darf man niemals einseitig lassen."

Auch der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose nannte die Predigt "problematisch", weil sich Käßmann "in Gegensatz zur Mehrheit des Bundestages gesetzt" habe. Die Hannoversche Landesbischöfin vertrete "die Position der Linkspartei" und habe unrecht: "Wenn die internationale Gemeinschaft in Afghanistan scheitert, würde das mit Sicherheit zu einer neuen Welle terroristischer Anschläge führen."

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), meinte: "Frau Käßmann macht es sich zu einfach, wenn sie die Botschaft vermittelt, man könne sich kurzfristig aus Afghanistan zurückziehen, ohne sich schuldig zu machen." Schuldig würde man in einem solchen Fall an den Afghanen, die sich auf Deutschland verließen, aber auch an den 43 anderen Staaten, die sich in Afghanistan für die internationale Sicherheit engagierten. "Zu verantwortungsvoller Politik gehört neben dem Friedensziel auch die Erkenntnis, dass man durch schlichten Pazifismus den Frieden in der Welt, so wie sie ist, nicht erreicht."

Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Philipp Mißfelder (CDU), sagte, dass sich die Bischöfin auf eine Stufe mit Oskar Lafontaine stelle, "erschreckt mich sehr. Wer soll die Rechte afghanischer Frauen schützen, wenn die Nato abzieht?" Eine "radikalpazifistische Position" verhindere die Durchsetzung von Menschenrechten am Hindukusch.

Käßmann hatte am Neujahrstag gesagt: "Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan." Bereits zu Weihnachten hatte die Landesbischöfin erklärt: "Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen, deshalb muss die gewalttätige Auseinandersetzung möglichst rasch beendet werden."

(KNA/ndi)
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