Verhandlungen in Berlin Günter Grass rät SPD von großer Koalition ab

Lübeck · Literaturnobelpreisträger Günter Grass rät der SPD von einer großen Koalition in Berlin ab. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur empfiehlt er als Alternative eine CDU/CSU-Minderheitsregierung und nennt Merkel in der NSA-Spähaffäre "politisch feige".

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Foto: dapd, JENS MEYER

Der Schriftsteller Günter Grass hält nichts von einer großen Koalition von CDU/CSU und SPD auf Bundesebene. "Ich kann der SPD und ihren Mitgliedern nur raten, nicht in diese große Koalition zu gehen", sagte Grass in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der Schriftsteller ist seit Jahrzehnten eng mit der Sozialdemokratie verbunden. Eine große Koalition wäre übermächtig, für die Opposition bestünden praktisch keine Chancen mehr, sagte Grass.

Das demokratische System drohe dann Schaden zu nehmen. Union und SPD würden in einer großen Koalition zudem mehr oder weniger ihr politisches Gesicht verlieren, "ohne dass etwas wegweisend Neues dabei herauskommt". Grass nannte als Ausweg eine Minderheitsregierung von CDU/CSU, geduldet von SPD und Grünen.

In der NSA-Spähaffäre hielt Grass Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, politisch feige zu sein. Die Amerikaner übertreten nach Meinung von Grass Gesetze im eigenen Interesse auch auf Kosten ihrer Verbündeten, während Merkel zurückzucke und nicht von der Souveränität Deutschlands Gebrauch mache. "Die Kanzlerin schützt die Bürger nicht vor dieser Großbespitzelung", kritisierte Grass. Er sprach sich dafür aus, dem früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden in Deutschland ein Aufenthaltsrecht einzuräumen mit entsprechenden Sicherheitsgarantien.

(dpa)
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