Scheidender Linken-Chef Lafontaine will weiter auf Bundesebene mitmischen

Dresden (RPO). Seine Partei wird es freuen: Der scheidende Linken-Chef Oskar Lafontaine will sich nicht völlig aus der Bundespolitik zurückziehen. "Wenn die politische Konkurrenz hofft, ich sei ganz von der Bildfläche verschwunden, irrt sie", sagte Lafontaine in einem Interview.

Oskar Lafontaine - Etappen seiner Karriere
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Foto: dpa/Alina Novopashina

Seine Krebs-Operation habe er gut überstanden. "Bis jetzt verläuft der Heilungsprozess normal", sagte Lafontaine der in Dresden erscheinenden "Sächsischen Zeitung". Die erste Nachuntersuchung habe ergeben, dass "alles im Normbereich" sei.

Natürlich sei "die schwere Operation ein Einschnitt" gewesen, sagte der Parteichef. Er lebe aber weiter wie vorher, "ohne größere Beeinträchtigungen." "Selbstverständlich" werde er seine Aufgaben als Fraktionschef der Linken im saarländischen Landtag über die ganze Wahlperiode erfüllen, sagte Lafontaine. "Aber ich werde mich wie bisher auch auf Bundesebene in die grundsätzlichen politischen Debatten einschalten. Das erwartet man auch von mir.

Grundsätzliche politische Debatten

Lafontaine will sich demnach auch im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen engagieren, wo am 9. Mai Landtagswahlen anstehen. Nach seinem geplanten Rückzug von der Parteispitze werde er dann "natürlich" nicht mehr so häufig an Sitzungen teilnehmen und auch weniger Pflichttermine wahrnehmen. "Aber ich will zusammen mit Gregor Gysi und der neuen Führung dazu beitragen, dass die Linke weiter so erfolgreich ist", sagte Lafontaine der Zeitung.

Dass das Projekt Linkspartei wegen innerparteilicher Querelen noch scheitern könne, glaubt Lafontaine nicht: "Trotz der überflüssigen Auseinandersetzungen liegt die Linke weiter stabil bei elf, zwölf Prozent. Die Chancen, in den Landtag von NRW einzuziehen, stehen gut: Die Linke ist weiter auf dem Vormarsch."

"Nur die SPD weiß leider immer noch nicht, was sie will", sagte Lafontaine der in Dresden erscheinenden "Sächsischen Zeitung". "Herr Gabriel versucht, die Ausgrenzungsstrategie gegenüber der Linken fortzusetzen, was Zweifel an seiner politischen Urteilsfähigkeit aufkommen lässt. Und Frau Kraft ist zu zögerlich, klar zu sagen: Wenn es eine rot-rot-grüne Mehrheit gibt, will ich Ministerpräsidentin werden", erklärte Lafontaine.

Nach Ansicht von Lafontaine "spricht vieles dafür, dass die Grünen mit ihrer heimlichen Vorliebe für die CDU mit Rüttgers eine Regierung bilden" werden. Nur eine starke Linke verhindere, dass eine schwarz-grüne Koalition im Bundesrat "soziale Kürzungen mitträgt", betonte er.

Ernst will Lafontaine nicht missen

Der designierte neue Linkspartei-Vorsitzende Klaus Ernst will seinen scheidenden Vorgänger unterdessen keinesfalls missen. "Wir brauchen Lafontaines Rat nach wie vor", sagte Ernst der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Lafontaine hatte im Januar angekündigt, dass er wegen seiner Krebserkrankung beim Linken-Parteitag im Mai nicht wieder für den Vorsitz kandidieren werde. Nach dem Willen der Parteiführung sollen nun Fraktionsvize Gesine Lötzsch sowie Partei- und Fraktionsvize Klaus Ernst neue Vorsitzende werden. Auch Lafontaines bisheriger Ko-Parteichef Lothar Bisky tritt nicht mehr an.

(AFP/ddp/felt)
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