Martin Schulz Ein Hoffnungsträger mit Risiken

Meinung | Berlin · Eine Entscheidung ist in der SPD nun gefallen: Noch-EU-Parlamentspräsident Martin Schulz will künftig in der Bundespolitik mitmischen. Dass er der SPD neuen Lebensmut einhauchen kann, ist zweifelhaft.

 Die künftige Rolle für Martin Schulz ist noch unklar.

Die künftige Rolle für Martin Schulz ist noch unklar.

Foto: dpa, axs lof

Martin Schulz wird die bundespolitische Wahrnehmbarkeit der SPD verstärken. So viel steht fest. Ob er seiner Partei auch helfen wird, ihr Dauerumfragetief zu beenden, ist fraglich. Schulz ist SPD-Parteichef Gabriel in vielem ähnlich: Beide können gut volksnah und pointiert reden, sie reagieren beide häufig emotional und gehen öffentlich ausgetragenen Konflikten nicht aus dem Weg. Für einen Wahlkampf sind das sehr nützliche Eigenschaften. Ein wenig despektierlich ausgedrückt: Beide sind der Typ "Rampensau".

Doch die Personalie Schulz ist mit Risiken behaftet. Der Sozialdemokrat kommt als profilierter Vertreter der Europäischen Union in die Bundespolitik. Eben dieser EU stehen immer mehr Bürger skeptisch gegenüber. Die AfD bejubelte schon die Entscheidung, Schulz werde ihr die Wähler in die Arme treiben. Die Hypothek, dass sich Wähler von Schulz und damit wegen seiner bisherigen Arbeit für das EU-Parlament abwenden könnten, nimmt er mit in einen Bundestagswahlkampf.

Auch für das Innenleben der SPD kann der Entschluss noch zu einer Belastung werden. Denn bislang ist völlig unklar, welche Position das politische Alphatier Schulz im Wahlkampf einnehmen soll. Er ist als Außenminister sowie als Kanzlerkandidat und Parteichef im Gespräch. Die schwierige Frage, welche Rolle Parteichef Gabriel und welche Rolle Schulz spielen sollen, droht zu einer persönlichen Streitfrage zwischen den beiden zu werden. Da Schulz und Gabriel bislang eine enge persönliche Freundschaft verband, wäre ein Riss in ihrer Beziehung auch eine schwere Belastungsprobe für die SPD.

In der Partei hat die Spaltung in ein Schulz- und in ein Gabriel-Lager längst begonnen. Die Funktionärsebene hegt viel Sympathie für den Europäer Schulz, während die einfachen Basis-Mitglieder mit dem Mann aus Brüssel weniger anfangen können. Sie wünschen sich Gabriel als Kanzlerkandidat. Je länger die Sozialdemokraten für ihre Entscheidung brauchen, desto tiefer können die Gräben werden und desto schwieriger wird es, für den Wahlkampf die Reihen wieder zu schließen.

(qua)
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