140-Stunden-Woche, Stress, kein Schlaf Wie hält Merkel das nur aus?

Düsseldorf (RP). Im Dauerstress einer 140-Stunden-Woche, zwischen Dienstreisen und Euro-Gipfel: Bundeskanzlerin Angela Merkel arbeitet viel und schläft kaum. Schädigt das ihre Gesundheit? Experten wissen, dass fortwährender Schlafmangel zu ernsthaften Problemen führen kann.

Merkels 140-Stunden-Woche
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Die schlechte Nachricht des Tages lautet: Die Bundeskanzlerin hat keinen Leibarzt. Die gute Nachricht: Auf Reisen weilt trotzdem immer ein Medicus in ihrer Nähe. Quer durch Deutschland verlässt sich Angela Merkel für den Fall einer Übelkeit oder ähnlicher Misslichkeiten nicht nur auf die medizinische Infrastruktur mit Tausenden von Heilkundigen und Hunderten von Hospitälern. Jeder Veranstalter hierzulande wird vom Bundeskriminalamt verpflichtet, einen Notarzt abzustellen, welcher der Kanzlerin im Ernstfall beistehen muss.

Trotzdem darf sich unsereiner um Merkel sorgen, denn sie arbeitet mitunter 140 Stunden pro Woche, so wissen die Stechuhrwächter aus dem Kanzleramt zu berichten, und schläft nachts auch höchstens fünf Stunden. In den Tagen des Euro-Gipfels oder der Reisen in ferne Länder, die heftige Zeitumstellungen und klimatische Plagen (Vietnam!) mit sich bringen, darf man als teilnahmsvoller Bürger, dem seine Regierung nicht egal ist, bangend fragen: Ist das denn noch gesund? Wie schafft sie das nur? Können wir es verantworten, dass sich die Kanzlerin dermaßen in Gefahr begibt, denn konsequenter Schlafmangel führt fast unweigerlich zu Bluthochdruck.

Doppelt hohes Risiko

Wissenschaftler der Warwick Medical School in Coventry verglichen die Blutdruckwerte von Frauen und Männern, die fünf oder weniger Stunden pro Nacht schliefen, mit denen von Vielschläfern, die sieben oder mehr Stunden schlummerten. Je weniger die Probanden schliefen, desto höher fielen der Blutdruck und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Bei Frauen — Achtung, Achtung! — verdoppelte ein Schlafdefizit sogar die Risiken. Das gilt, trotz ihres gelegentlich etwas männlich-stabilen Auftretens, natürlich auch für Angela Merkel.

Was geht da biochemisch vor sich? Wenn sie nach dem Leistungsprinzip der Drei-Wetter-Taft-Reklame durch die Gegend fliegt (morgens Rom, mittags London, abends New York) und bis tief in die Nacht strapaziöse Krisengespräche führt, die wenig oder gar keinen Entspannungs- oder Unterhaltungswert besitzen, produziert ihre Nebennierenrinde in einer Tour das Stresshormon Cortisol.

Achtet Merkel zu wenig auf sich selbst?

Diese Dauerflut durchbricht den normalen Rhythmus der Cortisol-Ausschüttung, die über den Tag in Schüben verläuft. Ständig erhöhte Cortisol-Werte mehren das Risiko für chronisch-entzündliche Gefäßveränderungen (Arteriosklerose); die Gefäßwände werden steif und unelastisch; das steigert die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es wäre also mal spannend, die Cortisolwerte in Merkels Blutplasma über einige Wochen zu protokollieren.

Schlafmangel und erhöhter Cortisolspiegel befördern auch Übergewicht auf die Waage. Es wäre allerdings unangemessen bis böswillig, wollte man die eher normalen Maße der Kanzlerin in diese Richtung interpretieren. Dass Merkel zur Gesunderhaltung kaum eigene Beiträge leistet, ist bekannt. Leibesübungen im Büro? Fehlanzeige. Die einzige herzgesunde Ertüchtigung, der sich die Kanzlerin unterzieht, ist der Konsum von Rotwein.

Stress ist nicht gleich Stress

Zu dessen als gesund gepriesenen Phenolen zählen auch die von jeder besseren Weinkarte bekannten Tannine, die den Geschmack und Geruch eines Weins definieren. Diese Phenole sind in der Lage, das ungünstige LDL-Cholesterin zu senken und die sogenannte "Membranfluidität" zu erhöhen. Die günstige Membranfluidität der 57-jährigen Politikerin ist allerdings wieder gefährdet, wenn der Weinkonsum in die Höhe steigt.

Angela Merkel zählt offenbar zu den robusten Naturen, die wenig Schlaf benötigen und auch zwischendurch immer — auch in der Staatskarosse — eine Mütze Schlaf nehmen können. Ihre Unerschütterlichkeit hat wohl auch damit zu tun, dass für sie Stress nicht gleich Stress ist. Regieren bereitet ihr (vor allem im Fall hart errungener Erfolge) ein gewisses Vergnügen und pumpt dann gewiss Kraft aus einem wahren Wannsee von Glückshormonen — jenen faszinierenden Elementarteilchen der sogenannten Neurotransmitter, die unter den Namen Serotonin, Dopamin, Oxytocin oder Endorphin für Erquickung und Wohlgefühl in unschönen Momenten sorgen.

Nun denn, es könnte zum erweiterten Spektrum der Politikwissenschaft zählen, auch die Glückshormone einer Kanzlerin biochemisch zu erfassen.

(RP)
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