Griechenland Tsipras: Gläubiger fahren Taktik der finanziellen Strangulierung

Athen · Schwere Vorwürfe aus Athen: Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat den Gläubigern seines vom Bankrott bedrohten Landes eine Verhandlungstaktik der "finanziellen Strangulierung" vorgeworfen.

Alexis Tsipras - selbsternannter Retter Griechenlands
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Foto: dpa, sp ase tba

Trotzdem habe Athen bisher alle Zahlungsverpflichtungen erfüllt, sagte er am Montag. Seine Regierung habe nun detaillierte Vorschläge für ein machbares Abkommen mit der EU auf den Tisch gelegt, um die dringend benötigte letzte Rate von 7,2 Milliarden Euro aus dem 240 Milliarden Euro schweren Rettungspaket zu erhalten.

"Obwohl wir in einer Situation der finanziellen Strangulierung sind, haben wir alle unsere externen Verpflichtungen erfüllt", sagte Tsipras. "Der Mangel an Liquidität ist weder die Wahl noch die Verantwortung der griechischen Regierung. Es ist eine harte Verhandlungstaktik unserer Partner, und ich weiß nicht, ob irgendjemand in Europa stolz darauf ist", sagte der Ministerpräsident.

Griechenlands Finanzminister Gianis Varoufakis sagte am Montagabend in einem Interview mit dem Privatsender Star TV, Athen und seine Gläubiger seien einer Einigung nahe. Alle Seiten glaubten, dass die Zeit reif für eine Übereinkunft sei. Er erwarte, dass diese in rund einer Woche erzielt werden könne.

Varoufakis: Eine neue Währung ist nicht geplant

"Ich versichere Ihnen, dass wir, wenn wir in einem Dilemma stecken zwischen dem Bezahlen eines Gläubigers, der sich weigert, eine Einigung zu unterzeichnen, und eines Rentners, den Rentner bezahlen werden", sagte Varoufakis. "Ich hoffe, wir werden fähig sein, beide zu bezahlen." Eine Rückkehr des Euro-Landes zur griechischen Drachme sei nicht geplant. "Eine andere Währung ist nicht auf unserem Radar, darüber denken wir nicht nach", sagte Varoufakis.

Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis hatte zuvor gesagt, Griechenland wolle sich bis Ende des Monats mit seinen Gläubigern über die Milliardenrate einigen. Um in den kommenden Monaten zahlungsfähig zu bleiben, brauche Athen mehr finanzielle Unterstützung. Die Verhandlungen über die letzte Rate des Pakets dauern bereits seit fast vier Monaten an.

Sakellaridis sagte, Griechenland habe bei einer Kreditrückzahlung in der vergangenen Woche ein Reservekonto beim Währungsfonds genutzt. Um das Geld zusammenzubekommen, habe die Regierung auf die Finanzreserven von Schulen, Krankenhäusern und Regionalverwaltungen zurückgreifen müssen. Trotzdem sei Griechenland nicht bereit, eine einmalige Abgabe auf Bankkonten zu akzeptieren.

Das hoch verschuldete Land muss dem Internationalen Währungsfonds demnächst hohe Kredite zurückzahlen und ist dafür auf die Auszahlung der letzten Rate des Rettungsschirms angewiesen. Eine Vereinbarung mit den anderen Mitgliedstaaten der Eurozone darüber steht aber immer noch aus, weil die griechischen Vorschläge den Gläubigern bislang zu vage sind.

Angesichts der Furcht vor einer Staatspleite muss die griechische Regierung immer höhere Zinsen für Anleihen auf den Tisch legen. Am Montag übersprangen die Zinsen für Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit die Marke von 24 Prozent, während die Athener Börse am Mittag um 1,6 Prozent ins Minus rutschte.

(ap)
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