Paris Frankreichs Regierungspartei in Trümmern

Paris · Ex-Premier Manuel Valls landet in der ersten Runde der Präsidentenkür nur auf Platz zwei.

Er lächelte gequält, als er am Sonntagabend um kurz vor 22 Uhr vor seine Anhänger trat. Manuel Valls, der frühere französische Regierungschef, war bei den Vorwahlen der Sozialisten mit dem zweiten Platz hinter Linksaußen Benoît Hamon abgestraft worden. Noch am Abend des ersten Wahlgangs begann Valls deshalb einen Lagerwahlkampf, der die Regierungspartei spalten könnte.

Valls, der sich als Vertreter der "glaubwürdigen Linken" sieht, muss Überraschungssieger Hamon angreifen, wenn er am nächsten Sonntag in der Stichwahl eine Chance haben will. Rein rechnerisch dürfte der Vertreter des Reformflügels es nicht schaffen, sich gegen Hamon durchzusetzen, der die Unterstützung des gesamten linken Lagers hat.

"Eine neue Kampagne beginnt", kündigte Valls an, der lange als Favorit gegolten hatte und nun nicht auf den letzten Metern aufgeben mag. Doch als Regierungschef unter François Hollande verkörperte er die magere Bilanz des unbeliebten Präsidenten, der nicht selbst antrat und sich auch nicht in den Vorwahlkampf einmischte. 31 Prozent der Wähler gaben Valls dafür ihre Stimme während Hamon als Kandidat der Erneuerung auf 36 Prozent kam.

Sein Vorschlag eines Grundeinkommens von 750 Euro bestimmte den Wahlkampf, auch wenn Hamon selbst indirekt einräumen musste, dass die Maßnahme nicht finanzierbar ist. Das hinderte den 49-Jährigen aber nicht daran, weitere Ideen wie eine Besteuerung von Industrierobotern oder die Absenkung der Arbeitszeit auf unter 35 Stunden zu fordern.

Dass Hamon damit eine Mehrheit der Wähler überzeugte, wird in der sozialdemokratisch dominierten Partei Spuren hinterlassen. Dass das Reformlager um Valls einem solchen stramm linken Kurs folgen wird, kann sich keiner vorstellen.

Profitieren dürfte nun Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, der im August als unabhängiger Kandidat ins Rennen ging. Mehrere Sozialisten sind bereits zu dem smarten Ex-Banker übergelaufen. In Umfragen liegt der Kandidat der Bewegung "En Marche" rund zehn Prozentpunkte vor Hamon. Der muss sich außerdem gegen den Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon behaupten, der die Sozialisten ohnehin schon für tot erklärt hatte.

(RP)
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