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Seyne-Les-Alpes In Trauer vereint

Seyne-Les-Alpes · Mehr als 50 Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine stammen aus Nordrhein-Westfalen, allein 18 aus dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern.

Bei der Untersuchung der Flugzeugkatastrophe der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen sind die Ermittler einen Schritt vorangekommen. Der französischen Flugsicherheitsbehörde BEA gelang es gestern, vom Stimmenrekorder im Cockpit des deutschen Flugzeugs eine verwertbare Audiodatei sicherzustellen. Diese müsse nun analysiert werden, sagte BEA-Direktor Rémi Jouty. Das werde vermutlich einige Tage dauern. Es sei zu früh, jetzt schon Schlüsse auf die Absturzursache zu ziehen. Vom zweiten Flugschreiber, der die technischen Daten aufzeichnet, wurde nach Angaben des französischen Präsidenten François Hollande lediglich der Behälter gefunden. Frankreichs Staatschef überflog zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft die Absturzstelle mit dem Hubschrauber. Merkel sprach sichtlich bewegt von einer Tragödie und lobte zugleich den Einsatz der Franzosen. "Es ist ein gutes Gefühl, dass wir in einer so schweren Stunde so eng und freundschaftlich zusammenstehen", sagte sie.

Germanwings korrigierte die Zahl der deutschen Opfer unterdessen auf 72 nach oben. Nach Angaben von Ministerpräsidentin Kraft starben mehr als 50 Menschen aus Nordrhein-Westfalen. Die Landesregierung hat deshalb die Bürger heute zu einer Gedenkminute aufgerufen. Die Schweigeminute soll genau um 10.53 Uhr beginnen, teilte die Staatskanzlei mit. Um diese Uhrzeit war am Dienstag die Funkverbindung zur später verunglückten Germanwings-Maschine abgebrochen. Angesichts der hohen Opferzahlen wird eine zentrale Trauerfeier wahrscheinlich in NRW stattfinden. Bereits heute gedenkt der Bundestag der Opfer. Der Lufthansa-Konzern will heute um 8.40 Uhr Angehörige der Opfer kostenlos von Düsseldorf nach Marseille fliegen, damit sie an der Unglücksstelle Abschied nehmen können.

BEA-Direktor Jouty schloss aus, dass es vor dem Absturz eine Explosion gab. Auch ein Druckabfall als Ursache ist für die Ermittler offenbar unwahrscheinlich. Nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft hat nun auch die Strafverfolgungsbehörde in Düsseldorf Ermittlungen aufgenommen. Es gehe darum, die Ursache des Todes der Passagiere und Besatzungsmitglieder aufzuklären, sagte der Staatsanwalt Christoph Kumpa.

Bei Germanwings sahen sich auch am Tag nach der Katastrophe zahlreiche Mitarbeiter nicht in der Lage zu fliegen. Das Unternehmen musste aber nur einen Flug streichen, weil Konkurrenten und die Muttergesellschaft Lufthansa einsprangen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr äußerte sich nach einem Treffen mit Angehörigen der Opfer am Düsseldorfer Flughafen erschüttert. "Das war das Schlimmste in den letzten 20 Jahren meines Berufslebens", sagte er.

Nach seiner Rückkehr vom Unglücksort in Frankreich versprach Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gestern Vormittag im Verkehrsausschuss "lückenlose Aufklärung". Er berichtete, dass derzeit 600 bis 700 Einsatzkräfte und zehn Hubschrauber an der Absturzstelle im Einsatz seien. Die Bergungsarbeiten könnten nicht in wenigen Tagen erledigt werden. Sobald die Ursache des Absturzes feststeht, soll in dem Ausschuss geprüft werden, ob die Regelungen zur Flugsicherheit ausreichend sind.

NRW-Schulministern Sylvia Löhrmann besuchte gestern das Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See. Sie nahm an der Schule an einer Trauerveranstaltung in der Aula teil. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Gymnasiums waren an Bord der Unglücksmaschine. "Ich kann niemandem den Schmerz eines verlorenen Familienmitgliedes nehmen. Wir können den Schmerz nur teilen", sagte die Ministerin.

In einer Gedenkstunde haben am Vormittag die Schüler und Lehrer der spanischen Austauschschule Instituto Giola in Llinars del Vallès der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes gedacht. Es seien allerdings keine Schüler oder Lehrer auf dem Weg nach Haltern oder zur Unfallstelle, hieß es.

Die Düsseldorfer Polizei koordiniert die Identifizierung der deutschen Opfer. Gemeinsam mit Notfallseelsorgern sind Polizisten seit Dienstagabend unterwegs, um die Personalien aus den Passagierlisten zu überprüfen. Wo die Angaben bereits bestätigt sind, sichern die Beamten auch DNA-fähiges Material. Es soll zum Abgleich mit dem Erbgut der Toten nach Frankreich geschickt werden.

(RP)
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