Kolumne Berliner Republik Das Geld und die Freundschaft

Den Wahlsieg von Syriza in Griechenland empfinden viele Anhänger der griechischen Linken auch als einen Triumph gegen die verhasste Bundeskanzlerin. In der Person Angela Merkel sehen viele Griechen die Ursache ihrer Misere. War sie es doch, die sich am konsequentesten für den Sparkurs jener Staaten eingesetzt hat, die auf Geld aus dem Euro-Rettungsschirm angewiesen sind.

Merkels zahlreiche Gegner in Griechenland zeigten sie immer wieder mit Hitler-Bärtchen und in Nazi-Uniform. Aus deutscher Sicht entspricht der NS-Vergleich in einer politischen Auseinandersetzung der höchsten Eskalationsstufe. Das wissen auch die Griechen. Ihre Wut richtet sich nicht nur gegen die unter deutscher Federführung durch Europa auferlegten Sparmaßnahmen; sie rebellieren auch gegen das Gefühl, dass ihnen eine deutsche Kanzlerin Entbehrungen abverlangt. So ist die griechische Wahl auch eine Botschaft an die Deutschen: Wir wollen euch nicht mehr als Währungshegemon, als Alleinbestimmer und Besserwisser.

Nur verschärft sich damit die Lage auch aus deutscher Binnensicht. Denn die AfD, die mittlerweile als eng verknüpft mit der Anti-Islam-Bewegung "Pegida" wahrgenommen wird, ist in Wahrheit aus der Euro-Krise entstanden. Damals erklärte die schwarz-gelbe Regierung die Übernahme von Milliarden-Risiken für "alternativlos". Dass der FDP 2013 die Wähler in Scharen abhandenkamen, lag auch in der enttäuschten Hoffnung vieler ihrer Anhänger, die Liberalen würden sich gegen den Euro-Rettungskurs der Kanzlerin stemmen.

So hatte FDP-Außenseiter Frank Schäffler zu Beginn der Krise noch gefordert, die Griechen sollten ihre Inseln verkaufen, um aus den Schulden herauszukommen, und damit Empörung in Griechenland ausgelöst. Er goss so Wasser auf die Mühlen der Euro-Rettungs-Kritiker. Nun könnte der Sieg der griechischen Linken der deutschen AfD weiteren Zulauf bescheren.

Die Euro-Krise zeigt, dass Freundschaft zwischen Staaten spätestens beim Geld aufhört. Im Grunde genommen ist sie ohnehin eine Illusion. Es gibt nur gemeinsame oder unterschiedliche Werte und Interessenlagen, die eben verbinden oder trennen.

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(RP)
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