Jerusalem Israel: Hebron-Schütze verurteilt

Jerusalem · Die Tötung eines Palästinensers hatte im Land für große Diskussionen gesorgt.

Schuldig des Totschlags: So lautet das Urteil eines israelischen Militärtribunals im Prozess gegen Elor Asaria. Im vergangenen Frühjahr hatte der damals 19-jährige Soldat den am Boden liegenden Palästinenser Abdul Fatah al Sharif in Hebron durch einen Kopfschuss getötet. Kurz zuvor hatte dieser einen israelischen Soldaten mit einem Messer verletzt. Die Richter wollten der Version des Angeklagten, er habe aus Angst gehandelt, keinen Glauben schenken.

Der Vorfall in Hebron ereignete sich vor dem Hintergrund wiederholter palästinensischer Messerangriffe. Polizei und Politiker riefen die Bevölkerung zur Mithilfe auf. "Jeder, der ein Messer oder einen Schraubenzieher hervorzieht, soll erschossen werden", sagte etwa Jair Lapid, Chef der Zukunftspartei. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtet über "mehr als 150 Fälle seit Oktober 2015", bei denen Palästinenser wegen des Verdachts, sie wollten Israelis angreifen, erschossen wurden.

Asaria ist seit Beginn der aktuellen Gewaltwelle aber der einzige Soldat, der vor Gericht kam. Sein Pech war, dass er gefilmt wurde, als er seine Waffe auf al Sharif richtete. Das im Internet abrufbare Video zeigt den bewegungslos am Boden liegenden Palästinenser, den tödlichen Schuss und die Blutlache um den Kopf von al Sharif. Die Aufnahmen eines palästinensischen Mitarbeiters der Menschenrechtsorganisation Betselem sorgten in Israel für eine heftige Kontroverse.

Für die einen war Asaria ein Held, für die anderen ein Mörder. Ex-Verteidigungsminister Mosche Jaalon, der sich offen gegen das Verhalten des Hebron-Schützen positioniert hatte, trat im Mai nach einem Streit mit Regierungschef Benjamin Netanjahu zurück.

Nach dem Schuldspruch drohen Asaria jetzt bis zu 20 Jahre Haft. Das Strafmaß soll innerhalb eines Monats bekannt gegeben werden.

(RP)
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