Berlin Minister: Klinik-Patienten bei Aufnahme auf Keime testen

Berlin · Die Regierung will erproben, ob sich dadurch die Verbreitung von Erregern reduzieren lässt. Vorbild für das Projekt sind die Niederlande.

Mit einem Modell-Projekt will die Bundesregierung den Krankenhauskeimen den Kampf ansagen. Klinik-Patienten sollen im Zuge des Projekts bereits bei Aufnahme ins Krankenhaus getestet werden, ob sie möglicherweise einen gefährlichen Keim in sich tragen. Dies geht aus einem Änderungsantrag zum Pflegegesetz hervor, der unserer Zeitung vorliegt.

Die Krankenhauskeime, die sich teilweise gegen verschiedene Arten von Antibiotika als resistent erweisen, stellen ein wachsendes Problem in den Kliniken dar. Nach Schätzungen sterben in Deutschland rund 10 000 Menschen jährlich an den Folgen von Infektionen, die sie sich in Kliniken geholt haben. Rund eine halbe Million infiziert sich pro Jahr.

Vorbild für das Modellprojekt sind die Niederlande. Dort ist es schon seit Jahren üblich, dass Patienten bei der Aufnahme auf mögliche Erreger getestet werden. Die Niederländer prüfen, ob der Patient die multiresistenten Staphylokokken in sich trägt. So lange es kein negatives Test-Ergebnis gibt, muss der Patient in Quarantäne bleiben. Auch viele deutsche Kliniken überprüfen ihre Patienten mittlerweile auf diese Keime. Bei dem Modellprojekt in Deutschland soll auf das multiresistente Bakterium MRGN getestet werden, bei dem alle vier Antibiotika-Gruppen nicht wirken.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut das Projekt umsetzen. In welchen Regionen es losgeht, ist noch offen. Wahrscheinlich wird das Modell-Vorhaben parallel gleich in mehreren Regionen laufen. So sollen regionale Besonderheiten ermittelt und eine möglichst hohe Fallzahl erreicht werden.

Das Problem mangelnder Hygiene im Klinikalltag ist erkannt. In den vergangenen Jahren wurden etliche Kampagnen und Initiativen zum Infektionsschutz gestartet. Meistens ging es um so einfache Dinge, wie dass sich Ärzte, Pflegepersonal und Besucher in Kliniken die Hände desinfizieren müssen.

Große Kliniken ab 400 Betten sollen über einen eigenen ausgebildeten Krankenhaushygieniker verfügen. Das ist in der Regeln ein Mediziner mit entsprechender Fortbildung.

(qua)
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