Den Zerstörungen in Timbuktu kommen vor Strafgerichtshof

Den · Haag (dpa) Für den Internationalen Strafgerichtshof ist es eine Premiere: Zum ersten Mal steht ein mutmaßlicher Dschihadist vor den Richtern in Den Haag, ein Rebellenführer des Al-Kaida-Verbündeten Ansar Dine. Und es ist das erste Verfahren zur Zerstörung von Unesco-Weltkulturerbe - auch das ist ein Kriegsverbrechen.

Mit Schaufeln und Äxten hatten Islamisten vor vier Jahren das jahrhundertealte Kulturerbe von Timbuktu kaputtgeschlagen. In der Stadt im Norden Malis zerstörten Extremisten von Ansar Dine jahrhundertealte Heiligtümer. Die Anklage will mit dem am Montag beginnenden Prozess ein Zeichen setzen. Chefanklägerin Fatou Bensouda erklärte: "Es geht um einen eiskalten Anschlag auf die Würde und Identität der Bevölkerung."

Das von Tuareg-Völkern gegründete Timbuktu am Niger-Fluss war im 15. und 16. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum für Handel, Wissenschaft und Religion und spielte eine große Rolle bei der Verbreitung des Islams in Afrika. Die Oasenstadt, auch als "Perle der Wüste" bekannt, war Bindeglied zwischen dem Mittelmeer und Westafrika.

Die Heiligengräber von Timbuktu sind mittlerweile wiederaufgebaut worden, auch mit finanzieller Hilfe der EU. Der Rebellenführer Al Faqi al Mahdi, auch als Abu Tourab bekannt, soll 2012 ihre Zerstörung geplant und ausgeführt haben. Der etwa Anfang 40-Jährige war im vergangenen Jahr in Niger festgenommen und dem Gericht übergeben worden. Er will sich schuldig bekennen - auch das ist bisher einzigartig in der Geschichte des Gerichts.

(RP)
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