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Studie des Max-Planck-Instituts 9,8 Prozent Migranten im Stadtrat

Düsseldorf · Neun der 92 Mitglieder im Düsseldorfer Rat haben Migrationshintergrund. Das liegt weit über dem Durchschnitt von vier Prozent, den eine Studie des Max-Planck-Instituts für deutsche Großstädte ergeben hat. Den Migranten-Anteil in der Landeshauptstadt spiegelt das nicht: Der beträgt 35 Prozent.

Es gibt viele Studien über Ausländer in deutschen Städten. Doch die Zahl der Bürger mit Migrationshintergrund, die also selbst oder deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind, wird erst seit kurzem erfasst. Auch in Düsseldorf. Der Anteil von Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte liegt bei 34,6 Prozent. Dazu gehören auch Aussiedler und jene, die eingebürgert wurden. Polnischstämmige sind mit 15,3 Prozent am stärksten vertreten.

Im Stadtrat spiegelt sich die große Bevölkerungsgruppe der Migranten jedoch nicht so klar wider: Nur neun der 92 Mitglieder stammen aus einer Familie, in der mindestens ein Elternteil nach Deutschland zugewandert ist. Dabei liegt Düsseldorf damit sogar weit über dem bundesweiten Durchschnitt. Der liegt bei vier Prozent, wie eine Studie des Max-Planck-Instituts ergeben hat. Im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung und unterstützt von der Stiftung Mercator hatte das Göttinger Institut zum ersten Mal die Präsenz von Migranten in den Räten aller deutscher Großstädte untersucht.

Düsseldorf kommt immerhin auf 9,8 Prozent — mehr als das Doppelte des Bundesdurchschnitts. Am besten schneidet dabei die Linkspartei ab: Sie ist mit vier Fraktionsmitgliedern und dem fraktionslosen Frank Laubenburg im Stadtrat vertreten. Fraktionschef Gilbert Yimbou stammt aus der Republik Kongo, sein Fraktionskollege Ergün Durmus aus der Türkei. Somit kommt die Linke auf einen Migranten-Anteil von 40 Prozent. Gefolgt von den Freien Wählern: Weil ein Mitglied der nur dreiköpfigen Fraktion, Chomicha El Fassi, marokkanischer Herkunft ist, gibt das einen relativen Wert von 33 Prozent — für eine Fraktion, in der Ex-Rechtsextreme eine führende Rolle spielen.

Platz drei belegt die SPD. Zwei der 22 Fraktionsmitglieder sind Migranten: Ioannis Vatalis ist Grieche, Rajiv Strauß hat eine indische Mutter. Bei der FDP ist Rainer Matheisen Halb-Koreaner, was der neunköpfige Fraktion einen Migranten-Anteil von elf Prozent bringt. Die Grünen, die sich gerne für Migranten einsetzen, haben in den eigenen Reihen nur wenige vorzuweisen. Unter den 14 Fraktionsmitgliedern ist Jörk Cardeneo der Einzige: Er ist zwar in Düsseldorf geboren, hat aber einen Äthiopier als Vater.

Die CDU, im Stadtrat mit 39 Sitzen stärkste Fraktion, kommt nur auf einen Anteil von fünf Prozent, macht das aber durch eine Besonderheit wett: Die Ratsherren Pavle Madzirov, mazedonischer Herkunft, und Giuseppe Saitta, der aus Italien stammt, haben ihre Mandate 2009 direkt gewonnen und nicht über geschickte Platzierung auf der Liste. "Das ist wahre Integration", sagt CDU-Parteichef Klaus-Heiner Lehne. Prozentuale Zahlen verzerrten die Realität. Seit Jahren achte seine Partei darauf, Migranten im Rat zu haben. Er erkennt aber auch Potenzial. "Das werden wir auf jeden Fall verstärkt angehen." Man werde verstärkt Kontakte aufbauen zu Griechen, Italienern und Polen, um sie langfristig einzubinden. Die SPD hat sogar eine Arbeitsgruppe Integration eingerichtet. "Wir müssen stärker auf Migranten zugehen", sagt Parteichef Andreas Rimkus. Den Anteil unter den SPD-Mitgliedern schätzt er auf über 20 Prozent. Eine Migrantenquote kommt für ihn aber nicht Frage. "Besser ist, das über eine Stärkung der Mitgliederrechte zu erreichen." Die Grünen haben zwar viele Migranten unter ihren Wählern, bei den Mitgliedern machen sie laut Parteichefin Mona Neubaur jedoch nur zehn bis 15 Prozent aus: "Das Ziel unserer Personalentwicklung ist deshalb, mehr Frauen und Migranten einzubinden."

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vize-Parteichefin der FDP, verweist auf das prominente Beispiel des Bundesparteichefs Philipp Rösler: "Die FDP steht allen Menschen offen, die liberale Gedanken haben." Um den Anteil von Migranten in Räten zu steigern, müsse eine Hürde bei der Kommunalwahl beseitigt werden: EU-Ausländer sind wahlberechtigt — aber nur, wenn sie ihre Abstimmung anmelden: "Solche bürokratischen Hürden müssen wir abbauen."

(RP)
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