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Düsseldorf Vodafone nutzt Talente von Autisten

Düsseldorf · Die Vermittlungsfirma Auticon, die auch in Düsseldorf sitzt, hat sich auf die Vermittlung von Autisten spezialisiert. Vor allem High-Tech-Firmen setzen auf ihre manchmal genialischen Fähigkeiten.

Fünf Fragen zu Autismus
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 Die Vermittlungsfirma Auticon, die auch in Düsseldorf sitzt, hat sich auf die Vermittlung dieser psychisch Kranken spezialisiert. Vor allem High-Tec-Firmen setzen auf ihre manchmal genialischen Fähigkeiten.

 Es ist ein Experiment, Ende offen. Zum ersten Mal setzt Vodafone an seinem Düsseldorfer Stammsitz Menschen mit Autismus in einem technisch anspruchsvollen Bereich ein. Nachdem der Softwarekonzern SAP vor wenigen Tagen mit der Ankündigung, Hunderte Autisten einstellen zu wollen, für Schlagzeilen sorgte, geht nun das zweite Unternehmen von internationalem Rang an die Öffentlichkeit. Womit kaum jemand gerechnet hat: Schon nach wenigen Wochen zeigen sich erste Erfolge, die die Berufsaussichten von Autisten grundsätzlich verändern könnten.

 Als Nina Dohle (29) zum Vorstellungsgespräch zu Vodafone kam, wirkte sie völlig verschlossen, vermied jeden Blickkontakt. Bisher landeten die Bewerbungen der ausgebildeten Fachinformatikerin vermutlich gleich im Papierkorb der Personalabteilungen. Eine Erfahrung, die Fabian Hoff (29) teilt. Er hat zwei abgebrochene Studien hinter sich, schlug sich danach mit Jobs durch. Dabei kann er seine Fähigkeiten perfekt einschätzen: "Ich bin sehr gut im analytischen Denken", aber seinen Alltag zu organisieren, fiel ihm schwer. "Ich habe mir große Sorgen um meine Zukunft gemacht."

 Die vier neuen Vodafone-Mitarbeiter teilen eine besondere Autismus-Form: das Asperger-Syndrom. Sie entwickeln auf einem Gebiet oft starke Fähigkeiten, können zum Beispiel stundenlang hochkonzentriert am Computer arbeiten. In seinem neuen Job kümmert sich Fabian um Kundendaten, Nina füttert EDV-Systeme mit neuen Daten. "Da muss man ganz exakt arbeiten, ein kleiner Fehler kann enorme Auswirkungen haben", erläutert Marc Ruckebier von Vodafone, der das Kooperations-Projekt initiiert hat.

 Ihren Weg zu Vodafone fanden Nina, Fabian und ihre beiden Kollegen über das junge Unternehmen Auticon, das ausschließlich Autisten einstellt und sie vor allem als Software-Tester einsetzt. In der Düsseldorfer Filiale werden Autisten nach einer gründlichen Schulung an andere Unternehmen, wie den Kooperationspartner Vodafone, weitervermittelt. Die Betreuung von Auticon endet damit allerdings nicht: Claudia Gawrisch bleibt Ansprechpartnerin und hilft weiter, wenn es mit dem neuen Job doch mal hakt.

 Das erste Fazit hat alle Beteiligten verblüfft. Marc Ruckebier beobachtet, wie sich das soziale Klima in den Abteilungen, in denen Autisten eingesetzt werden, verbessert hat. Fabian Hoff berichtet, seine Zukunftsängste hätten sich in Luft aufgelöst. Nina Dohle war letztes Wochenende mit Kollegen auf der Jazz-Rallye — mit einigen tausend anderen Gästen. Allein der Gedanke wäre ihr vor ein paar Monaten unerträglich gewesen. Die Kooperationspartner von Vodafone und Auticon möchten die Erkenntnis weiter geben, "dass nur ein bisschen Umdenken notwendig ist, um eine Situation grundlegend zu verbessern". Nach ihrer Einschätzung stehen alle Zeichen dafür, dass dies eine Erfolgsgeschichte "made in Düsseldorf" wird.

(RP)
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