DEG Metro Stars "Uns helfen keine wilden Spekulationen"

Düsseldorf · Die DEG Metro Stars befinden sich in der Deutschen Eishockey Liga momentan im Höhenflug. Manager und Geschäftsführer Lance Nethery besuchte die RP und äußerte sich im Gespräch über die aktuelle sportliche Lage, die ungewisse Zukunft des Traditionsvereins, die schwierige Sponsorensuche und Unterschiede in der Transferpolitik.

Die DEG steht in der Tabelle auf dem dritten Rang, drei Punkte hinter Tabellenführer Adler Mannheim. Haben Sie das vor einem Monat für möglich gehalten?

Nethery Ich hatte mir in diesem Jahr einen gemütlicheren Start in die Saison gewünscht. Es hat wieder nicht funktioniert. Das System von Jeff (Tomlinson, Trainer der DEG; Anm. d. Red.) ist am Anfang einer Spielzeit schwer umzusetzen. Du musst für dieses druckvolle System absolute Fitness haben. Keine Mannschaft der Welt ist am ersten Spieltag topfit. Ich sehe jetzt ein Team, das das System besser spielt als am Anfang.

Welchen Anteil hat Torhüter Bobby Goepfert am derzeitigen Erfolg?

Nethery Das ist schwierig einzuordnen. Man weiß nicht, ob es mit Aubin im Tor nicht auch geklappt hätte. Aber Bobby hat sehr gut gehalten. Er hat deshalb einen großen Anteil.

Aubin nur noch Nummer zwei. Wie lange macht er das mit?

Nethery Ich glaube nicht, dass es Unruhe gibt. Er wird seine Chance bekommen, und dann muss er sie nutzen.

Gegen Hannover hat er sie nicht bekommen. Wann dann?

Nethery Bobby wird sicher ein Spiel haben, in dem er nicht so gut drauf ist. Oder er verletzt sich. Dann muss Aubin da sein. So ist es im Profisport, und das weiß er auch.

Unruhe könnte es aber durch abwanderungswillige Spieler geben, solange man nicht weiß, ob die DEG im nächsten Jahr noch erstklassig ist. Patrick Reimer hat bereits gesagt, er kann nicht ewig warten. Hat er mit Ihnen schon gesprochen?

Nethery Er hat mir kein Datum genannt. Jemand wie Patrick findet aber immer Platz in einem Team. Ich verstehe aber, dass die Spieler nicht ewig warten möchten. Ich habe auch mit Daniel Kreutzer geredet, obwohl er einen Vertrag hat. Man muss fair sein. Daniel weiß, wo wir stehen.

Wo steht denn die DEG was die Sponsorensuche angeht?

Nethery Wir sitzen nicht im Büro und drehen Däumchen. Wir haben viele Gespräche geführt und werden auch weiterhin welche führen. Wir wollen seriös arbeiten. Da helfen uns keine wilde Spekulationen. Das schadet uns mehr, als es hilft.

Sie sprechen das Gerücht an, dass Sie in Sponsoren-Verhandlungen mit DHL standen. Hat das der DEG geschadet?

Nethery Weil wir nicht mit DHL verhandelt haben, hat es nicht geschadet. Aber wenn wir mit jemandem verhandeln, wollen die Partner das bestimmt nicht währenddessen in der Zeitung lesen.

Die große Lösung mit einem Investor oder Hauptsponsor ist nicht in Sicht. Was ist mit kleineren Geldgebern?

Nethery Ich glaube, viele warten ab, ob wir jemanden als Hauptsponsor finden. Es ist auch schwierig. Uns helfen keine zehn Sponsoren, die 20 000 Euro geben, wenn kein großer Geldgeber da ist. Deshalb ist unser Weg: Erst einen Hauptsponsor finden, dann sehen wir weiter.

Wieviel Geld müssen die Sponsoren zusammen zum Etat beitragen?

Nethery Es sollten drei Millionen sein, wenn wir auf diesem Niveau weiter spielen wollen.

Welchen Betrag sollte ein Hauptsponsor einbringen?

Nethery Ein siebenstelliger Betrag wäre gut.

Wenn Sie den Etat für die nächste Saison gesichert haben, welchen Vertrag würden Sie zuerst verlängern?

Nethery Ich würde mit den deutschen Spielern anfangen. Reimer, Evan Kaufmann, Simon Danner. Wir haben zwei Märkte: Der für deutsche Spieler läuft bereits und geht bis März oder April. Bei Ausländern geht es bis zum Sommer.

Was ist mit dem Trainer?

Nethery Jeff ist kein guter Trainer, er ist ein sehr guter Trainer. Seine Arbeitsweise gefällt mir. Wenn wir ihn bezahlen können, wollen wir ihn auch behalten. Aber bei den Saisonstarts mit Jeff könnten wir ja Geld sparen, indem wir ihn erst ab dem zehnten Spieltag beschäftigen.

Heute steigt das 192. rheinische Derby. Sollen die Fans hinfahren, weil es vielleicht eines der letzten für längere Zeit ist?

Nethery Wir haben am 26. Dezember schon das nächste Derby.

Welche Pläne haben Sie für die Saison 2011/2012 in der Schublade?

Nethery Es gibt verschiedene Modelle für die DEL. Entweder wir finden einen Investor, der einen Hauptsponsor mitbringt oder sogar selbst als Hauptsponsor einsteigt. Dann haben wir womöglich den gleichen Etat wie derzeit oder sogar mehr. Sollte das nicht klappen, gäbe es das Modell "Low-Cost-DEL". Dann hätten wie nur zwei bis zweieinhalb Millionen zur Verfügung. Dann wären Spieler wie Reimer oder Kaufmann weg, und wir müssten clever einkaufen. Aber ich stelle mich nicht gegen dieses Modell.

Wären Sie dann noch mit dabei?


Nethery Gute Frage. Ich bin gerne hier, aber es müsste Planungssicherheit geben, nicht nur für ein Jahr. Ich möchte nicht noch einmal diese Situation mit dieser Verantwortung und diesem Druck.

Und wenn kein Sponsor kommt?


Nethery Dann würden wir die GmbH liquidieren. Wir könnten die DEL-Lizenz, die der GmbH gehört, dann weiterverkaufen.

Und das Geld in den DEG Stammverein (e.V.) investieren?


Nethery Nachdem die Metro ihre Anteile an der GmbH an den Stammverein abgetreten hat, hält der e.V. knapp über 50 Prozent. Der Rest geht an Zamek, Schlösser, die VVA, die sich im Insolvenzverfahren befindet, und eine Privatperson. Mit dem Geld vom Lizenzverkauf werden alle anfallenden Verbindlichkeiten der GmbH, auch nach dem 30. April 2012, abgedeckt. Ein möglicher Rest wird aufgeteilt und kann in ein Oberliga-Team investiert werden.

Wenn Sie den Fans eine Prognose geben müssten: DEL oder Oberliga?


Nethery Das ist wie die Vorhersage von Lottozahlen. Ich bin aber zuversichtlich nächstes Jahr in Düsseldorf DEL-Eishockey zu sehen.

Inwieweit greift Ihnen die Stadt bei der Sponsorensuche unter die Arme?


Nethery
Wir verstehen, dass sie sich finanziell nicht engagieren kann. Wenn die Stadt Kontakte hat, wird sie uns auch helfen. Die Stadt hilft uns, wo sie kann.

Patrick Scherer, Bernd Jolitz und Roman Grombach führten das Gespräch.

(jco/can/chk)
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