Hilden Ein Blick in: die marokkanische Moschee

Hilden · In der Serie schaut die RP Prominenten über die Schulter – und in besondere Räume. Wie in die der Moschee, die heute für Besucher geöffnet ist.

 Blick vom Frauen- in den Männergebetsraum der marokkanischen Moschee in Hilden. Beinahe alle Einrichtungsgegenstände sind aus Marokko. Nur die Leuchter stammen aus Essen.

Blick vom Frauen- in den Männergebetsraum der marokkanischen Moschee in Hilden. Beinahe alle Einrichtungsgegenstände sind aus Marokko. Nur die Leuchter stammen aus Essen.

Foto: Ralph Matzerath

In der Serie schaut die RP Prominenten über die Schulter — und in besondere Räume. Wie in die der Moschee, die heute für Besucher geöffnet ist.

Die marokkanische Moschee ist noch ziemlich neu. Heute, am Tag der offenen Moschee, kann sie erst zum zweiten Mal besichtigt werden. Führungen bietet zum Beispiel Mohamed Bouziani an, der Vorsitzende des marokkanischen Freundeskreises in Hilden.

Nachdem er sich die Schuhe ausgezogen hat — "das ist nur, damit die Teppiche nicht schmutzig werden, nicht aus religiösen Gründen" —zeigt er zunächst den Gebetsraum für Männer. Dort fällt zunächst die hölzerne Kanzel auf, die der Imam nutzt, um zu den Gläubigen zu sprechen. "Das ist die Minbar. Hier steht der Vorbeter aber nur während des Freitaggebets und an hohen Feiertagen wie dem Zucker- und dem Opferfest." Neben der Kanzel, die man so ähnlich auch in einer Kirche finden könnte, steht der Vortragsstuhl, prächtig wie ein Thron. Auf ihm sitzt der Imam, wenn er zu den Gläubigen spricht, predigt, wenn man so will. "Hier ist Platz für 500 Männer", erklärt Bouziani.

"Die Gläubigen blicken nach Mekka und auch der Imam tut das, wenn er betet." Das heißt, er wendet sich zum Gebet von der Gemeinde ab — anders als es in den christlichen Kirchen geschieht. Auch die Einrichtung sieht ganz anders aus: Die Wände sind mit bunten marokkanischen Kacheln gefliest, darüber sind aufwendige Stuckarbeiten, "das ist alles Handarbeit". Der Boden ist flächendeckend mit Teppichen aus Jordanien ausgelegt, die ein jordanischer Geschäftsmann gespendet hat. "Der hat die Moschee damals im Bau gesehen und gefragt, was noch gebraucht wird." Die Einrichtung wird mit Kristallleuchtern vervollkommnet. An den Wänden hängen keine Bilder, sondern einige Verse aus dem Koran. An der Wand direkt über dem Imam steht zum Beispiel: "Oh, die ihr glaubt, sucht Hilfe in Geduld und Gebet. Alah ist mit den Standhaften."- Das steht dort auf Arabisch, nicht auf Deutsch.

Moscheevereine helfen sich untereinander. Die Hildener Moschee, die am 20. Juli 2012 eingeweiht worden ist, hat 2,5 Millionen Euro gekostet. Finanziert wurde sie von zahlreichen Spendern aus ganz Europa. "Wir haben etwa 240 Moscheen europaweit aufgesucht und um Spenden gebeten. 800 000 Euro hat der marokkanische Staat dazu gegeben", erzählt Mohamed Bouziani vom marokkanischen Freundeskreis.

"Männer und Frauen beten in einer Moschee getrennt voneinander, weil der Koran das vorschreibt. Sie sollen sich aufs Gebet konzentrieren und sich nicht vom Anblick einer schönen Frau oder eines attraktiven Mannes ablenken lassen", erklärt Said Azmaa, der Sprecher des Moscheevereins, der selbst auch Mitglied es Integrationsrats der Stadt Hilden ist. Der Gebetsraum für Frauen und kleine Kinder ist im ersten Stock. Dort ist Platz für 250 Personen. Im Obergeschoss gibt es aber noch weitere Räumlichkeiten: Einen Aufenthaltsraum, mehrere Klassenräume, Damentoiletten und Waschgelegenheiten. Die Männer waschen sich im Untergeschoss der Moschee.

Die Moschee wird nämlich nicht nur zum Beten genutzt, sondern auch für Sprach- und Koranunterricht sowie für Nachhilfe: "Montags wird das Freitagsgebet in deutscher Übersetzung wiederholt, für all die, die kein Arabisch können", erklärt Bouziani. Dienstags gibt es Nachhilfeunterricht für Schüler, mittwochs und donnerstags Sprachunterricht. Gelehrt wird sowohl Deutsch für Erwachsene als auch Arabisch für in Deutschland Geborene.

Die marokkanische Moschee steht ganz in der Nähe der älteren türkischen. "Wir haben eine eigene, weil unsere Landsleute kein Türkisch können. Bei uns wird auf Arabisch gebetet. Das ist der einzige Unterschied", erklärt Azmaa. Die moderne, neue Moschee an der Telleringstraße 7 deutet das Minarett baulich nur an und verzichtet ganz auf den Ruf des Muezzins. Azmaa erklärt: "Früher war das nötig, als die Leute keine Uhren hatten. Heute weiß jeder Muslim, wann es Zeit zum Gebet ist. Indem wir darauf verzichten, belästigen wir nicht die Nachbarn. Das ist der angenehme Nebeneffekt."

Der marokkanische Freundeskreis hofft auf zahlreiche Besucher. Es gibt nicht nur Führungen und Auskünfte aller Art, sondern auch ein kleines Kulturprogramm, Bücherstände und kleine Snacks.

(RP)
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